Säure im Papier: Ausschließlich aus Faserstoffen hergestelltes Papier hat eine besondere Eigenschaft: Es ist sehr saugfähig. Ein Effekt, der bei Lösch- oder Toilettenpapier durchaus wünschenswert ist, bei anderen Anwendungen hingegen gewisse Probleme bereitet - beim Beschreiben und Bedrucken solch durstiger Papiere laufen Tinte und Druckfarbe hemmungslos auseinander. Recht früh schon kamen die Papiermacher daher auf die Idee, das Papier zu leimen: Sie behandelten die Papieroberfläche mit einem aus Tierknochen hergestellten Leim. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ging man dazu über, Harzleime in den Faserbrei zu mischen - die sogenannte vegetabilische Stoff- oder Masseleimung war erfunden.
Mit dieser Leimung entstanden jedoch Probleme, die erst heute wirklich offenbar werden. Die vegetabilischen Leime reagieren unter dem Einfluss von Luftfeuchtigkeit sauer, es entsteht Schwefelsäure, welche die Zellulosefasern zerstört - das Papier zerfällt. Anbetracht gigantischer Buchbestände in den Bibliotheken der Welt eine besorgniserregende Aussicht. Es wird geschätzt, dass weltweit etwa ein Viertel des Bestandes vom Verfall bedroht ist. Erst in den 50er Jahren wurden vermehrt synthetische Ersatzstoffe für die vegetabilischen Leime eingesetzt. Alterungsprobleme sind mit diesen neutralgeleimten Papieren nicht mehr zu erwarten.
Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Papiere holz- bzw. ligninfrei sind: Unter dem Einfluss von Licht zerfällt das Lignin in saure Bestandteile, so dass sich das Papier langfristig auflöst. Papiere, die dem Licht dauerhaft ausgesetzt sind, sollten deshalb absolut holzfrei sein.
Viele Papiere werden nicht erst im Laufe der Zeit sauer, sie sind es schon direkt nach ihrer Herstellung. Neben der geringeren Alterungsbeständigkeit bergen diese Papiere noch eine Gefahr: Sie greifen die Materialien an, die mit ihnen in Kontakt kommen. Silber oder andere säureempfindliche Metalle sollten nicht in säurehaltiges Papier verpackt werden, da ihre Oberfläche Schaden nimmt.
Gravierender ist das Problem bei Fotografien und hochwertigen Kunstobjekten. Sie reagieren sehr empfindlich auf Säure. Wertvolle Fotos und Grafiken dürfen nicht dauerhaft mit säurehaltigen Papieren verbunden werden. Passepartouts oder Aufziehkartons müssen pH-neutral sein; die US-Norm schreibt einen pH-Wert von 7,8 für neutrales Papier vor (Wer’s nicht mehr weiß: Ein pH-Wert von 7 steht für neutrale Substanzen, alles darunter ist sauer).
Ein Weg, Papiere langfristig neutral zu halten, ist ihre Pufferung mit Calciumcarbonat, die bei verschiedenen Museums- und Passepartoutkartons zum Einsatz kommt. Für Bromsilberfotografien empfiehlt sich die Anwendung gepufferter Papiere jedoch nicht, denn die alkalische Pufferung kann die Fotografien genauso in Mitleidenschaft ziehen. Der bessere Weg, langfristig säurefreie Papiere zu erhalten, ist ihre Herstellung aus Baumwollfasern.
Qualitäten: Der äußere Rahmen lässt die Kunst in vollem Glanz erstrahlen. Fotografien, Grafiken, Drucken oder Gemälden gibt Passepartout- oder Museumskarton den nötigen Halt und Schutz. Aber nicht nur für die Präsentation sondern auch zur Archivierung derartiger Objekte leisten diese Materialien gute Dienste. Es ist ratsam, für diese Zwecke spezielle Kartons zu verwenden, da ein x-beliebiges Material insbesondere durch seinen Säuregehalt die Werke nachhaltig schädigen kann.
Für die unterschiedlichen Anforderungen in der Präsentation und Archivierung werden verschiedene Passepartout-Qualitäten angeboten.
Passepartouts aus Holzzellstoff: Der weitaus größte Teil der derzeit erhältlichen Passepartouts wird aus Holzzellstoff hergestellt. Da dieser Zellstoff Reste von Lignin und andere schädliche Bestandteile enthält, muss der Papiermasse im Herstellungsprozess Calciumcarbonat beigefügt werden, um ihren pH-Wert den Erfordernissen anzupassen. Der derart „gepufferte“ Karton hat einen pH-Wert von 7,5 bis 8 und kann so durch Ligninzersetzung oder Luftverschmutzung entstehende Säuren neutralisieren. Üblicherweise werden Passepartouts aus Holzzellstoff mit etwa 2 - 3 % Calciumcarbonat gepuffert, auf dem Markt sind jedoch auch Kartons mit Beimengungen von bis zu 10 % zu finden. Je mehr Kreide - nichts anderes ist Calciumcarbonat - sie enthalten, desto schwieriger gestaltet sich die Verarbeitung der Kartons: Das Schneiden von Kreide fällt der Klinge des Passepartout-Messers deutlich schwerer als das Zertrennen von Zellulosefasern. Die Calciumcarbonat-Pufferung birgt noch einen weiteren Nachteil: Fotografien auf Bromsilber-Basis (eine heute fast nicht mehr verwendete Beschichtung) oder mit Gelatinebeschichtungen sollten mit gepufferten Kartons nicht in Verbindung gebracht werden, da die Pufferung ihre Beschichtung zerstört.