Gewusst wie: Acrylglas und PLEXIGLAS ® kleben
Kann man Acrylglas oder PLEXIGLAS ® kleben? Eine Frage, die wir immer wieder gestellt bekommen. Und die wir Euch heute beantworten möchten. In unserer neuen Magazin-Reihe Gewusst wie. Am besten wir reden gar nicht lange um den heißen Brei herum: Was gibt es beim PLEXIGLAS ® Verkleben zu beachten? Welche Acrylglas-Kleber sind empfehlenswert und wo ist Vorsicht geboten? Wie funktioniert das Ganze? Und gibt es anfängertaugliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum PLEXIGLAS ® kleben? Lass es uns herausfinden.
Acryl- versus PLEXIGLAS ® – wie, was, warum?
Hier fängt es schon an. Dabei sind PLEXIGLAS ® und Acrylglas doch dasselbe?
Jein, denn: PLEXIGLAS ® ist Acrylglas. Aber Acrylglas ist nicht immer unbedingt PLEXIGLAS ®.
Die technische Bezeichnung für Acrylglas ist Polymethylmethacrylat, kurz PMMA.
Bei PLEXIGLAS ® handelt es sich schlicht und einfach um einen der vielen eingetragenen Markennamen dieses Kunststoffes. PLEXIGLAS ® gilt als qualitativ sehr hochwertig: Es hat eine hohe UV-Beständigkeit, ist außerordentlich langlebig, und wird daher trotz höherem Preis dem Acrylglas oft vorgezogen. Wir verwenden in diesem Text beide Begriffe synonym. Keine Sorge, an wilden Fachbegriffen soll es dem Artikel trotzdem nicht fehlen.
PLEXIGLAS ® kleben – Welcher Kleber ist der Richtige?
Bei der Auswahl des richtigen Klebstoffes solltest Du folgende Punkte beachten:
- Welche Flächen möchtest Du verkleben? Etwa eine Kante auf eine Fläche oder willst Du das PLEXIGLAS ® flächig kleben?
- Mit welchem Material willst Du Acrylglas verkleben? Willst Du zum Beispiel auf Holz kleben oder auf PLEXIGLAS ®?
- Welchem Anspruch muss die Klebung gerecht werden? Soll sie große mechanische Belastung aushalten, möglichst nicht sichtbar sein oder möchtest Du PLEXIGLAS ® wasserdicht kleben?
Geeignete Klebstoffe zum PLEXIGLAS ® kleben
1. PLEXIGLAS ® kleben mit Kunststoffklebstoff
- Ruderer L530 (Isarplast) – einer unserer Bestseller KlebstoffeGeeignet für: eher kleinflächige Verklebungen und Kanten.Der Kunststoffklebstoff sollte bei Flächenverklebungen beidseitig mit einem Pinsel dünn aufgetragen werden, bei kleinen Klebeflächen reicht einseitiger Auftrag, z. B. mit einer Spritze. Beide Teile nun bis zum Erreichen der Weiterbearbeitungsfestigkeit aneinanderpressen – ohne Spannung reichen dafür meist 5–10 Minuten. Nach etwa 3 Tagen erreicht Ruderer seine Endfestigkeit.
- Acrifix 192Geeignet für: Naht- und Flächenverklebung von farblosem AcrylglasAcrifix ist ein Polymerisationsklebstoff, mit dem sich fast farblose Verbindungen herstellen lassen. Dieser Kleber härtet durch UV-Strahlung beziehungsweise Licht. Nach ausreichendem Aushärten (etwa 24 Stunden) erhältst Du witterungsbeständige und hochfeste Verbindungen, die auch starken Belastungen standhalten.
2. PLEXIGLAS ® kleben mit Sekundenkleber
Auch eine Option. Allerdings nur, wenn die zu verklebenden Stellen klein und später nicht mehr sichtbar sind. Denn sind wir mal ehrlich: PLEXIGLAS ® mit Sekundenkleber kleben ist optisch keine schöne Angelegenheit, da der Klebstoff nach dem Aushärten weiß ausblüht und eine sichtbare, weißliche Verkrustung an der Klebestelle übrigbleibt. Oder wie unser Sortimentsmanager Rainer es so galant formuliert: „Es sieht halt scheiße aus!“.
3. PLEXIGLAS ® kleben mit Dichlormethan (Methylenchlorid)
Geeignet für: Stoß-auf-Stoß oder Kantenverklebungen
Immer wieder faszinierend: PLEXIGLAS ® kleben mit Dichlormethan. Zu verklebende Teile zusammenhalten, Flüssigkeit mit dem Pinsel in die Fuge streichen und warten. Das Lösungsmittel kriecht in die Fuge und schwuppdiwupp sind die Teile verklebt. Dichlormethan fungiert hier als „Diffusionsklebstoff“: Der Kunststoff wird angelöst und quasi nahtlos verschweißt. Diese Methode ist im Modellbau äußert beliebt, weil sich so transparente und wasserdichte Verbindungen herstellen lassen, es schnell geht und die Finger nicht verkleben. Für großflächige Klebungen ist Dichlormethan allerdings nicht geeignet, da es zu schnell verdunstet.
Achtung: Dichlormethan ist ein gesundheitsschädlicher Stoff, der im Verdacht steht, krebserzeugend und erbgutschädigend zu sein.
Berührung mit Augen und Haut vermeiden und Dämpfe nicht einatmen!
4. PLEXIGLAS ® kleben mit Silikon
Geeignet für: flächige Verklebungen
Auch Silikon wird als Kleber für PLEXIGLAS ® verwendet. Die entstehenden Verbindungen sind druckfest und haben eine hohe UV-, Witterungs- und Altersbeständigkeit. Silikon solltest Du nur dann einsetzen, wenn es sich um nicht transparentes Acrylglas handelt, da der Kleber sonst durchscheint.
Noch ein Tipp: Weil Silikon sehr dickflüssig ist, besteht die Gefahr, dass es beim flächigen Verkleben von Plexiglas zu Lufteinschlüssen kommt. Daher Silikon in Schlangenlinie auftragen, sodass an jeder Stelle Luft in Richtung der Materialkanten entweichen kann. Das gilt übrigens auch für andere nicht dünnflüssige Klebstoffe!
5. PLEXIGLAS ® kleben mit Aceton
Auch das Lösungsmittel Aceton wird immer mal wieder zum Acryl- oder PLEXIGLAS ® kleben verwendet. Hier gibt es aber eindeutig bessere Alternativen. Auch, weil Aceton den Kunststoff auflöst und dadurch seine mechanischen Eigenschaften beeinflusst. Aceton ist zudem leicht entzündlich und reizt Haut und Augen – unbedingt Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge auf der Verpackung beachten!
6. PLEXIGLAS ® kleben mit Heißkleber
Für Bastelarbeiten, DIY-Projekte und Mini Reparaturen im Haushalt könntest Du theoretisch auch den guten alten Heißkleber verwenden. Allerdings nur, wenn es wirklich schnell gehen und die Verklebung später keiner allzu großen Belastung standhalten muss.
Denk dran: Beim PLEXIGLAS ® kleben sind Empfehlungen zu Klebstoffen immer mit Vorsicht zu genießen. Das wichtigste ist, dass der Kleber für die Materialien, die Du zusammenfügen willst, geeignet ist. Zwischen bestimmten Klebstoffen und Materialien kann es zu chemischen Reaktionen kommen. Willst Du PLEXIGLAS ® auf Holz kleben oder auf Metall? Mach unbedingt einen Vortest! Wenn es dumm läuft, hat Deine teure Platte aus PLEXIGLAS ® sonst plötzlich gräuliche Schlieren.
Nicht schön.
PLEXIGLAS ® kleben – Tipps zur Vorbereitung
Wie so oft gilt auch beim Kleben: Vorbereitung ist das halbe Leben. Um eine dauerhafte und vor allem feste Verbindung herzustellen, müssen beim Acrylglas Kleben gewisse Parameter stimmen. Die Klebeflächen müssen sauber, fettfrei und trocken sein. Hast Du das PLEXIGLAS® zuvor etwa gesägt, ist es eventuell nötig, die Kanten vorm Verkleben zu schleifen. Sonst läufst Du Gefahr, dass die Verbindungen nicht halten oder unsauber sind. Außerdem gilt: Hab alle Hilfsmittel immer griffbereit. Und mach Dich vorab mit den Herstellerangaben des Klebestoffes vertraut. Wie lange ist die Einwirkzeit? Wann ist die Endfestigkeit erreicht? Und welche Sicherheitsvorkehrungen gilt es zu treffen?
Tipps & Tricks:
- Damit der Kleber hält, Schutzfolie im Bereich der Klebestelle entfernen und Stelle reinigen
- Bei ungeschützt gelagertem Acrylglas Klebestelle mit Isopropanol reinigen
- Für eine wasserdichte Klebung müssen Kanten passgenau und plangeschliffen sein
- Eventuell Klebenaht und umliegende Oberflächen abkleben, um später Klebereste leicht entfernen zu können. Geeignet sind Tesa oder transparentes Klebeband.
- Raum, in dem der Kleber verwendet wird, stets gut lüften
- Durch Auftrag von zu großen Mengen verschmiert der Klebstoff. Tipp: Mit Spritze arbeiten!
Acrylglas und PLEXIGLAS ® kleben – so geht’s
Fall 1: Schmale Kante senkrecht auf PLEXIGLAS ® Fläche kleben
Schneide die Schutzfolie im Bereich der Klebefläche vorsichtig ein und ziehe sie ab. Fixiere nun die Fügeteile in der gewünschten Lage und trage den Kleber entlang der Klebenaht auf. Wir empfehlen in diesem Fall Ruderer L530. Wenn Du stattdessen Dichlormethan verwendest, streiche die Lösung mit einem Pinsel in die Fuge. Trocknet ruck, zuck. Und hält schon nach ein paar Sekunden.
Fall 2: PLEXIGLAS ® flächig kleben
Decke die Flächen beider Acrylglas-Teile um die Klebestelle herum mit Klebeband ab. Entferne nun die Schutzfolie im Bereich der späteren Klebefläche und reinige diese Stelle. Jetzt Klebstoff – wir empfehlen hierfür Acrifix 192 – diagonal von einer zur gegenüberliegenden Ecke, am besten schlangenförmig – auftragen. Flächen sachte aneinander drücken und PLEXIGLAS® Kleber aushärten lassen. Zum Schluss kannst Du den überstehenden Kleber vorsichtig mit einem Stechbeitel entfernen.
Fall 3: Ein Rohr auf PLEXIGLAS ® Fläche kleben
Trage den Acrylglas-Kleber an der Rohrkante auf. Nun die Rohrkante vorsichtig auf die liegende Acrylglasplatte setzen und den Kleber der Anleitung entsprechend aushärten lassen. Für eine solche Verklebung empfehlen wir Ruderer L 530 beziehungsweise Acrifix (größere Klebestelle) oder notfalls Sekundenkleber. Dann zuvor aber unbedingt an einem Acrylglas-Abfallstück testen, ob der Kleber eine Reaktion auslöst.
Fall 4: PLEXIGLAS® Stoß-auf-Stoß kleben – Rohr auf ein weiteres Rohr kleben
Reinige die zu verklebende Fläche. Dann den Acrylglas-Kleber auf die Kante auftragen. Nun beide Rohre kräftig zusammendrücken bis der Kleber ausgehärtet ist. Wir empfehlen auch für diese Verklebung Ruderer L530 oder alternativ Acrifix (größere Klebestelle).
Übrigens: Ausgehärtet ist der Kleber dann, wenn Du Deine Nagelspitze nicht mehr in die Oberfläche drücken kannst. In den meisten Fällen sollte nach rund 1 bis 2 Stunden die Haftwirkung stark genug sein, um mit Deinem PLEXIGLAS ® weiterzuarbeiten. Musst Du das Acrylglas jedoch tempern, weil beim vorherigen Bearbeiten Spannungen entstanden sind, die es nun zu neutralisieren gilt? Dann solltest Du aber länger warten, weil die endgültige Aushärtung je nach Kleber oft erst nach mehreren Tagen gegeben ist. Dem Thema Acrylglas Tempern widmen wir uns bald aber noch in aller Ausführlichkeit.