Jubiläum: Zehn Jahre Modulor am Moritzplatz
Jetzt gibt es Modulor am Moritzplatz schon zehn Jahre. Oder erst zehn Jahre? Für etliche Mitarbeiter*innen und Kund*innen sind wir wahrscheinlich schon immer hier. Aber wie kamen wir eigentlich hierher und was ist in den zehn Jahren alles passiert?
10 Jahre Modulor am Moritzplatz: Der Umzug und was danach kam
Beginnen wir am Anfang in unserem damals neuen Domizil: Irgendwo zwischen „Aufbruch – jetzt!“ und „Endlich sind wir angekommen!“ lag unser Gefühl im Juli 2011. Wir waren gerade umgezogen, hatten den bis dahin bedeutendsten Schritt unserer Unternehmensentwicklung vollbracht und strotzten vor Selbstvertrauen: Wir waren dynamisch, hatten richtig was geschafft und enorm an Bekanntheit gewonnen. Medien berichteten über uns, von allen Seiten kamen Anfragen zu Kooperationen und einige wollten uns auch einfach auf die Schulter klopfen. Wir hatten nämlich zusammen mit Matthias Koch, dem Eigentümer und Entwickler des Aufbau Hauses, einen wesentlichen Beitrag geleistet, einen über Jahrzehnte im Abseits Berlins schlummernden Ort wiederzubeleben: den Moritzplatz.
Wie wir an den Moritzplatz kamen
Es wird immer besser
Seit 1991 entwickelte sich Modulor in der Kreuzberger Gneisenaustraße in einer typischen Kleingewerbe-Situation ganz nah am Südstern: In einer ehemaligen Bäckerei, in gründerzeitlichem Kreuzberger Altbaubestand mit Vorder- und Hinterhaus und mit Höfen zur Anlieferung. In dieser Zeit waren wir für den Vermieter ein zuverlässiger Garant für Mehreinnahmen, denn wir wuchsen kontinuierlich und damit unser Raumbedarf. Wir brauchten immer mehr Verkaufsraum, Lagerraum, Büroraum, Personal- und Werkstattraum. Wie wild mieteten wir verschiedenste Flächen in unterschiedlichsten Etagen und Häusern an.
Laden Gneisenaustraße: Von außen war kaum zu erahnen was drinnen angeboten wurde
Und so konnte es passieren, dass ein Versandauftrag aus drei Lagerorten bestückt werden musste, die fünf Etagen und zwei Häuser auseinander lagen. Nicht optimal. Außerdem platzte der Laden aus allen Nähten, weil das Sortiment beständig wuchs. Auch im Laden durchbrachen wir Brandwände und Geschossdecken, um den Verkaufsraum zu vergrößern. Irgendwann war dann aber klar: Das wirkt zwar sympathisch improvisiert aber so geht es nicht weiter. Eine andere räumliche Situation musste her, mit sinnvoll strukturiertem Raumkonzept und ausreichend Platz für weiteres Wachstum.
Laden Gneisenaustraße: Den Platz maximal ausgenutzt
Modulor am Moritzplatz mit neuem Konzept
Natürlich dachten wir dann sofort darüber nach, was wir – wenn wir schon den Aufwand eines Umzugs in Kauf nähmen – konzeptionell ändern möchten. Wohin möchten wir also nicht nur räumlich? Und so entwickelten wir einen Plan, der andere mit einbezog. Ziel war es, uns in der Nähe von Partnern anzusiedeln, deren Angebot gut zu Modulor passt. Damit wollten wir einen einzigartigen Ort schaffen, an dem unsere Kunden und wir alle voneinander profitieren. Nun hatten wir also nicht nur eine Immobilie zu suchen, sondern auch noch Partner.
Da nun das Konzept immer größer wurde, war auch klar, dass wir das mit unseren eigenen Mitteln nicht werden stemmen können. Wir brauchten also auch noch einen Geldgeber, Investor oder Mäzen. Und so war aus einer Anforderung nach mehr Platz die Entwicklung eines erweiterten Konzepts sowie die Suche nach Partnern, Geldmitteln, und einer passenden Immobilie geworden. Einfach kann ja jeder – wir kommen auch mit komplexen Fragestellungen klar! Okay, es hat dann leider fünf Jahre gedauert, aber erstens war es das aus unserer Sicht absolut wert und zweitens ist das immer noch deutlich schneller als der BER.
Zehn Jahre am Moritzplatz
Der richtige Ort in der richtigen Zeit
Durch die intensive Vorbereitung auf unseren Umzug und die Mitentwicklung des Ortes in konzeptionellen und gestalterischen Aspekten waren wir von Beginn an zu Hause an unserem neuen Standort. Das hat sich bis heute nicht geändert. Wir fühlen uns am genau richtigen Ort hier in Kreuzberg. Auch wenn die Beschreibung der Immobilie, als wir sie gefunden hatten, wahrscheinlich für niemanden wie das neue Zuhause für Modulor klang. Ursprünglich war das Gebäude als Textilfabrik in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geplant. West-Berliner-Subventionszeiten, die nur wenige Meter entfernte Mauer und eine geplante Stadtautobahn bildeten die Rahmenbedingungen für die Planung des Fabrikgebäudes. Es entstand ein Spannbeton-Bauwerk, das von der Bauflucht der Straße zurückgesetzt und mit einer Waschbeton-Fassade und verspiegelten Fenstern wie ein vom Himmel gefallener Fremdkörper wirkte. Mehrfach wechselnde Nutzer (Ertex, Visolux, Bechstein) zeigten, dass es für niemanden optimal war.
Am Ende stand das Gebäude einige Jahre leer, bevor unser fantasievoller Geschäftsführer es 2007 entdeckte. Nur wenig später „entdeckte“ uns auch Matthias Koch, der von unserem Umzugs- und Veränderungswunsch las und mit eigenen Vorstellungen, dem Aufbau Verlag und finanziellen Mitteln auf uns zukam, um mit uns gemeinsam einen Hotspot der Kreativbranche mitten in Berlin zu entwickeln: Das Aufbauhaus. Natürlich müssen bei so vielen Beteiligten auch Kompromisse eingegangen werden, aber am Ende hatten wir es geschafft. Unser Traum vom gemeinsamen großen Haus mit vielen Akteuren um uns herum war im Juni 2011 Wirklichkeit geworden.
Ein ganz wesentlicher Teil unserer Planungen war der Laden. Und im Laden braucht es nicht nur Ware, sondern auch eine Ausstattung, mit der die Ware präsentiert werden kann. Dafür gibt es zwar bereits entwickelte Lösungen – schon klar – aber einerseits hatten wir auch in unserem alten Laden die Ladeneinrichtung selber gebaut und andererseits haben wir ein ziemlich kompliziertes Sortiment. Weil wir das selbst am besten kennen, haben wir schließlich auch noch ein Regalsystem und ein Beleuchtungssystem an einem Deckenraster selbst entwickelt. Nun war alles so gestaltet wie wir es wollten!
Was in zehn Jahren passierte
Nichts bleibt wie es war
Für uns ist der Moritzplatz ein unglaublicher Glücksfall. Von dem, was hier mittlerweile passiert ist, wagten wir während der Projektierung unseres Umzugs gar nicht zu träumen. Mit dem Einzug im Sommer 2011 gehörten wir sicherlich zu den Pionieren am Platz zusammen mit den Prinzessinnengärten und dem nahe gelegenen Betahaus. Ansonsten umwehte den Moritzplatz noch immer ein bisschen der Charakter des „Platzes hinter dem Ende der Oranienstraße“ – was damals gefühlt vom Oranienplatz markiert wurde. Aber auch schon damals führte die Oranienstraße natürlich weiter quer über den Moritzplatz. Zunehmend änderte sich diese Sichtweise aber und seither hat sich hier eine in Berlin selten gesehene rasante Entwicklung ergeben, deren Ende noch nicht absehbar ist.
Das Grundstück der Prinzesinnengärten noch ohne Bepflanzung
Der Moritzplatz mit dem Bechsteinhaus 1985
Neben der recht schnell angegangenen Erweiterung des Aufbau Hauses um einen großen Bau an der Oranienstraße, der die Designakademie beherbergt, zog Just Music mit seinem Flagship-Store neben uns ins Elsnerhaus. Etsy zog in unsere Nähe in der Ritterstraße und viele weitere folgten und folgen. Und es wird immer weiter gebaut: Aqua Butzke, Unicorn, aktuell werden die früheren Grundstücke der Autovermietung Robben & Wientjes bebaut, usw. Die Gegend bleibt also in Entwicklung und es kommen immer weitere Akteure an den Moritzplatz .
Und wir? Wir sind auch weiter gewachsen. Unser Laden hat an Fläche gewonnen und die Außenwirkung unseres Ladens ist auch deutlich anders als zu seeligen Hinterhof-Zeiten. Dank dieser Wirkung und dank Euch – unserer Kund*innen – können wir uns hier weiter entfalten und unser Profil schärfen. Mittlerweile findet unsere Entwicklung zu großen Teilen auch im Online-Bereich statt. Das sieht man als Ladenbesucher kaum, aber das machen wir auch alles am Moritzplatz. So erhalten wir uns weitgehend (ein Teil der Logistik musste dann doch ausziehen) bis zum heutigen Tag ein Ideal, für das wir schon immer standen: Wir wachsen gemeinsam mit- und aneinander in der Gemeinschaft. Und das geht am besten an einem Standort.
Foto: Neumann und Rodtmann