Modulor beim Klimastreik: Zusammen auf die Straße
Modulor beim Klimastreik: Am Freitag, den 20. September 2019 blieb unser Laden geschlossen. Den ganzen Tag über. Stattdessen gingen wir am Tag des globalen Klimastreiks gemeinsam mit FRIDAYS FOR FUTURE auf die Straße. Um ein deutliches Zeichen Richtung Politik zu senden. Dieser Entschluss hatte nichts zu tun mit irgendeiner ausgeklügelten Marketingstrategie und dem Versuch, Modulor ins „grüne Licht“ zu rücken. Denn wir sind kein grünes Unternehmen. Da wollen wir uns auch sicherlich keinen Heiligenschein aufsetzen. Oder wie Christof, der Gründer von Modulor es formuliert: „Wir verkaufen Plastikzeugs und Konsumkrempel, da gibt es auch nichts schönzureden.“
Zeichen setzen fürs Klima
Trotzdem wollen und müssen wir etwas tun. Ein Zeichen setzen – fürs Klima. Weil nein, Ökostrom, Dienstfahrräder, eine Ökobank und der Verzicht auf Firmenparkplätze sind bei weitem nicht genug. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema während der letzten Wochen und die vielen teilweise hitzigen Diskussionen im Vorfeld haben uns das klar gemacht. Und irgendwo haben sie auch einen Stein ins Rollen gebracht. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Hier und jetzt soll es gar nicht großartig um das „Warum haben wir gestreikt“ gehen, sondern vielmehr um das „Wie“. Wir wollen Dich ein wenig mitnehmen. Auf unseren Weg vom ersten Entrepreneurs for Future Treffen, der Planung unserer Klimastreik Aktion bis zum 20. September, dem Tag des globalen Klimastreiks. Lassen wir mal Revue passieren: Was ist passiert? Wo lagen die Herausforderungen? Was waren die Rückschläge? Wie haben unsere Kunden reagiert? An welcher Stelle sind wir zu naiv an die Sache herangegangen? Und vor allem: was sind unsere Learnings?
Spulen wir mal zurück – Mitte August.
#AllefürsKlima: Chronik der Ereignisse
Kalenderwoche 34: Die Hütte brennt!
Greta weiß es. Und wir wissen es auch. Man kann noch so gut im Verdrängen sein, an den täglichen (schlechten) Nachrichten zur Klimakrise führt kein Weg vorbei. Warum wir das Thema ausgerechnet jetzt angehen? Einfach deshalb, weil uns (und dank „Fridays for Future“ offenbar vielen anderen auch) in den letzten Monaten immer klarer geworden ist, dass es nunmehr 5 vor 12 ist. Wenn nicht sogar schon viel später. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kann man die Augen einfach nicht mehr verschließen. In unserem Markenleitbild steht, Modulor ist mutig, radikal, ein wenig anders und konsequent. Also lasst uns das sein. Lasst uns was tun, gemeinsam!
Mit diesem Motto ging es einigermaßen nichtsahnend also zum Vernetzungstreffen von Entrepreneurs for Future. Mit dabei waren vor allem nachhaltig agierende und bereits umweltpolitisch aktive Unternehmerinnen und Unternehmer – und eben wir. Die Frage, die im Raum schwebte: Wer wird sich wie am globalen Klimastreik beteiligen?
23.08.2019: Wir schließen den Laden!
Kurz darauf fiel auch schon der Entschluss: Der Laden bleibt zu! Wir sind bereit, auf einen Teil des Umsatzes zu verzichten, um ein ganz deutliches Signal Richtung Politik zu senden.
Aber können wir uns das eigentlich leisten? Gibt man allen Mitarbeitern frei? Was ist mit denen, die ohnehin nicht im Schichtplan eingetragen sind? Und mit den Kollegen aus der Logistik, wer gewährleistet die Warenannahme? Was sagen wir den Studenten, die vorm geschlossenen Laden stehen – verzweifelt, weil sie für die morgige Abgabe noch dringend was für ihre Mappe oder ihr Architektur-Modell brauchen? Die Liste der offenen Fragen fürs Management war lang, reichte gefühlt vom Moritzplatz bis nach Brandenburg.
Kalenderwoche 35 & 36: Demonstrieren statt Konsumieren!
Dann machen wir am 20. September also auch den Online Shop dicht – logisch, oder? Logisch ja, ganz so einfach aber leider nicht. Warum erklärt uns unser Performance Marketing & SEO Team so:
Für Google und andere Suchmaschinen ist es in erster Linie wichtig, dem Suchenden das möglichst relevanteste Suchergebnis anzuzeigen. Hierfür scannen Google & Co. täglich, stündlich, teilweise minütlich Teile unserer Website. Wenn eine Seite offline – also nicht erreichbar – ist, fliegt sie schnell aus dem Index, das heißt, sie wird dem Suchenden bei Google nicht mehr angezeigt.
Passiert so etwas für kurze Zeit, ist das nicht weiter tragisch. Bei einem 24-stündigen „Total-Ausfall“ würden die Rankings von modulor.de eventuell ganz schön in den Keller rutschen. Eventuell, denn das Ganze kann durch negative Nutzersignale nochmal verstärkt werden – sprich, wenn Besucher abspringen oder nicht gekauft wird. Hier liegt also das Problem: Im Gegensatz zur Schließung des Ladens sind die Folgen bei der Schließung unseres Online Shop nicht kalkulierbar. Mit etwas Glück ranken wir am 21. September gleich wie am 19. September, also vor dem Klimastreik. Vielleicht aber eben auch nicht und es wird Monate dauern, bis die ursprünglich gut positionierte Seite es wieder nach oben schafft in den Rankings. Und wir sind natürlich darauf angewiesen, dass Du uns findest, wenn Du zum Beispiel nach „Lochblech“ oder „Kapa Platte“ suchst. Also was tun?
Christofs erster Impuls:
„Ich ruf bei Google an. Die sollen halt ihren Algorithmus manipulieren. Ich meine, die können ja ruhig auch etwas tun für den Klimaschutz.“
Chrisof, Modulor Gründer
Wie Du Dir denken kannst, ist dieses Vorhaben nicht ganz so leicht umzusetzen. Eine Alternative musste her. Und zwar eine, die unser Motto des Tages – Demonstrieren statt Konsumieren – auch im Online Shop ganz deutlich zeigt. So haben wir neben dem Banner auch ein Pop-Up eingebaut.
10.09.2019: Nicht nur Zuspruch – „Ihr wohlstandsverblödeten Gutmenschen…“
Eines unserer Learnings der letzten Wochen: Sobald man sich zum Thema Klimakrise positioniert, sich kritisch mit dem eigenen Tun auseinandersetzt und sich Nachhaltigkeit auf die Agenda schreibt, macht man sich angreifbar. Denn neben viel positivem Feedback kam auch viel Kritik. Kritik, mit der wir gerechnet hatten und die zum Teil auch berechtigt ist. Wie gesagt, wir verkaufen seit Jahren Plastik und Produkte mit zweifelhafter Klimabilanz. Natürlich gab es auch Leute, die uns vorgeworfen haben, die Klimastreik-Aktion sei ein billiger PR-Stunt und Greenwashing.
Und dann waren da noch die üblichen Wutbürger und Klimawandel-Skeptiker. So oder so, wir wollten Dir das nicht vorenthalten und haben ein kleines Best Of solcher positiven und negativen Fan Mails zusammengestellt.
„…diesen geistigen Dünnschiss könnt ihr den Pennälern unterjubeln die am Freitag wieder hysterisch rumblöcken und mit ihren shit Smartfones wieder Gigabyteweise Bildchen und videos hochladen und unnütz die Serverlasten (ist übrigens auch ENERGIEVERSCHWENDUNG) hochjagen werden…“
„Geile Aktion!“
„Peinlich, wie tief kann das wohlstandsverblödete Gutmenschenland noch sinken?“
„…schöne Werbeaktion, von mir aus könnt ihr für immer schließen. Wenn in Berlin das Klima so gerettet wird, wie der Flughafen gebaut wird, dann gute Nacht.“
„… leider werden die unparteiischen Wissenschaftler (zum Thema Klima) nicht nicht gehört, weil ihre andere Wahrheit nicht ins Konzept der Klima-Lobbyisten paßt ! Mit diesem gigantischem CO²-Schlindel, den sich die Klima-Lobbyisten ausgedacht haben, verdienen Sie sich Milliarden Dollar / € , den alle EU-Mitgliedsstaaten bezahlen müssen!“
„…Großartig! Versucht bitte noch andere Firmen mit ins Boot zu holen!“
„… Auf die Straße zu gehen und mitzufeiern ist einfacher, als wahre persönliche Opfer zu erbringen. Somit ist es für uns Unternehmen noch viel wichtiger, dass WIR wegweisend sind und z.B. diese Produkte – aus Klimagründen und aus ethischen Gründen – nicht mehr anbieten. Sei es im Ladengeschäft oder auch in der Kantine.“
19.09.2019: Schilderaktion bei Modulor
So, genug von Hatern. Widmen wir uns lieber den positiven Dingen, und dem, was wir am besten können. Bunt und kreativ sein. Und schön malen, kleben, reimen und tackern.
20.09.2019: 20. September
Modulor beim Klimastreik: Alle fürs Klima!
Turbulent waren die letzten Wochen: Spontane Besuche von Fernsehteams, emotionale Interviews und die große Frage, wie wir auf Hater-Kommentare unter Videos reagieren sollen? Große Ambitionen trafen auf Gegenwind aus den eigenen Reihen. Intern gab es allerhand Diskussionen. Und ja, eventuell wurde auch mal die Telefonnummer von Google gegoogelt.
Und dann kam er schneller als gewollt, der Klimastreik Tag. Schon standen wir da, beim Brandenburger Tor, gemeinsam mit unseren Schildern und 270.000 Menschen. Auf das geile Wir-Gefühl folgte bald schon Ernüchterung beim Betrachten des Klimapakets der Großen Koalition. Ja, der Gefühlszustand immer irgendwo zwischen Enthusiasmus, Elan, Frust und purer Hektik. Vieles ist in letzter Sekunde und im Hauruck-Modus passiert. Typisch Modulor eben. Aber fassen wir doch nochmal in schöner Demo-Manier zusammen:
Wir haben gemalt und gebaut. Hatten geschlossen und haben gestreikt, gingen auf die Straßen und haben gezeigt: Wir sind hier, wir sind bereit. Uns ist es wichtig, darum waren wir laut. Danke euch allen, es ging unter die Haut!
20.09.2019 Was können wir besser machen? Morgen, übermorgen und am Tag danach?
Der Klimastreik und alles drum herum hat in unseren Köpfen so einiges bewegt. Wir sind voller Tatendrang, haben richtig Bock, was zu ändern. So haben sich vor der Demo zirka 60 Kollegen aus allen Abteilungen im Rahmen eines Workshops zusammengetan. Und in Arbeitsgruppen Ideen gesammelt. Wie können wir Modulor klimafreundlicher machen? Wo setzen wir an? Welche Maßnahmen sind effektiv und trotzdem realistisch? Wo ist in Sachen Klimaschutz besonders viel Luft nach oben?
Es kamen einige verdammt gute Vorschläge für Maßnahmen im Sortiment, Logistik und Laden zusammen. Ein Wundertüten-Tag, an dem Reste vom Zuschnitt verschenkt und verkauft werden. Die Begrünung unseres Daches. Ein Ökobon. Fahrradkuriere für Lieferungen innerhalb Berlins. Refill-Produkte. Papieralternativen für unsere Luftpolsterfolie. Und so weiter. Ja, die eine oder andere Maßnahme davon wird vielleicht ungemütlich werden. Uns womöglich mehr kosten oder mit mehr Aufwand verbunden sein. Aber seien wir realistisch: Echter Klimaschutz wird nun mal wehtun.
Nun noch ein kleiner Appell oder vielmehr eine Bitte an Dich: Gib uns Input. Sag uns, wie Modulor klimafreundlicher werden kann. Kommentier auf Instagram – Sei dabei kreativ, ambitioniert & kritisch. Wir wollen Deine Ideen!