Material des Monats: Sprühkleber
Klebstoff-Auftragen kann schnell zu einer herausfordernden Aufgabe werden. Im Handumdrehen ist zu viel Klebstoff auf der Klebestelle, manchmal ist auch die Tube verstopft und es kommt gar nichts mehr heraus oder der Kleber lässt sich nicht so schnell auf der Klebefläche verteilen (womit überhaupt?) wie er fest wird oder eine Haut bildet. Weil das jedem von uns schon einmal passiert ist, gab es Produktentwickler, die den Klebstoffauftrag kontrolliert, möglichst sauber und gezielt und in genau der richtigen Dosis gestalten wollten. Nach Möglichkeit sollte die Verwendung des Klebstoffs außerdem noch selbsterklärend und damit für jeden nutzbar sein. Und siehe da, sie waren erfolgreich und haben die komfortabelste Art zu kleben entwickelt: Sprühkleber!
Was ist Sprühkleber?
Sprühkleber oder Klebespray ist in der Klebetechnik die Analogie zur Sprühfarbe. Die Sprühdose ist also Mittel zum Zwecke des gleichmäßigen, flächigen Auftrags. Und das Ziel des Auftrags mittels Düse ist ein möglichst dünner Beschichtungsfilm. Natürlich sollten Füllung und Druckbehälter zusammenpassen. Nicht jeder Klebstoff ist hinsichtlich der Viskosität und des Klebesystems als Sprühkleber geeignet. Und so finden wir heute zumeist farblos-transparente Lösungsmittelklebstoffe in Sprühklebern. Diese Klebstoffe erzeugen mit den richtigen Düsen feine Sprühnebel, die sich gleichmäßig auf Flächen verteilen lassen. Ein Sekundenkleber in einer Sprühdose würde vermutlich „im Flug“ an der Luftfeuchtigkeit aushärten, bevor er seinen Bestimmungsort erreicht hätte, und wäre somit nicht geeignet als Sprühkleber.
Ist Sprühkleber gleich Sprühkleber?
So wie Tubenklebstoff nicht gleich Tubenklebstoff ist, unterscheiden sich auch Sprühkleber sehr deutlich voneinander – nicht nur im Preis. Allen gemeinsam ist die Eignung vor allem für flächige Verklebungen. Unterschiede gibt es hingegen bei der Klebestärke. Es gibt Sprühkleber, die einen nur haftenden, also lösbaren und wieder nutzbaren Klebefilm erzeugen. Damit kannst Du Dir sozusagen Deine eigenen Haftnotizzettel selber machen. Die nächste Stufe der Klebekraft sind dann die wieder lösbaren Klebstoffe. Diese halten gut und fest, aber Du kannst die beiden verklebten Teile nach der Nutzung (das können auch mehrere Tage oder Wochen sein) wieder voneinander lösen. Das kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn Du auf demselben Untergrund wechselnd Plakate präsentieren möchtest. Beim Verkleben solltest Du darauf achten, dass Du den Sprühkleber nur einseitig (zumeist auf den Untergrund) aufträgst, damit er wieder lösbar bleibt. Und dann gibt es natürlich noch die fest klebenden Sprühkleber, die eine nicht lösbare Verbindung herstellen. Und wer ganz sicher gehen möchte, dass die Verbindung möglichst fest und lange hält wählt einen extra stark klebenden Sprühkleber.
Wiederverklebbarer Sprühkleber
ReMount (ehem. Creativ Mount)
Wiederlösbarer Sprühkleber
Spray Mount
Fest klebender Sprühkleber
Photo Mount
Extra stark klebender Sprühkleber
Display Mount
Beachte beim Kauf auch die Angaben zur Verarbeitungszeit. Zwischen Auftrag und Verklebung können mehrere Minuten liegen. Das entspannt beim Verarbeiten, muss dann aber auch zumeist eingehalten werden. Häufig sollen Sprühkleber nach dem Auftrag also ablüften, damit der Auftrag beim Verkleben nicht verschmiert, wenn der Klebstoff noch zu flüssig ist. Ein weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal bei Sprühklebern ist die Repositionierbarkeit. Das meint die Möglichkeit des Verschiebens bzw. Neuausrichtens eines bereits aufgesetzten Papiers oder einer Folie. Hier hast Du im besten Fall einige Minuten Zeit, die Lage zu korrigieren. Häufig ist nämlich gerade bei größeren Formaten eine hundertprozentig passende Lage beim Ansetzen nur schwer zu realisieren und eine Korrektur notwendig.
Verschiedene Anwendungen – verschiedene Sprühkleber
Die klassische Anwendung für einen Sprühkleber ist das Aufziehen eines Plakats, Fotos oder Plans auf einen tragfähigen Untergrund, um einen Aufsteller, ein Schild oder ein Bild herzustellen. Wie oben beschrieben kann es gewünscht sein, dass das Exponat wieder vom Untergrund getrennt wird. Dafür brauchst Du einen anderen Sprühkleber als wenn Dein Exponat dauerhaft kleben soll. Wenn Du auf einen transparenten Untergrund wie Acrylglas kleben möchtest, achte unbedingt darauf, dass Dein Sprühkleber auch transparent und farblos ist. Das ist zwar bei den meisten Produkten so, aber nicht bei allen. Manche Sprühkleber sind gelb oder cremefarben.
Manchmal ist – vor allem beim Nähen – eine temporäre Fixierung eines Stoffes gewünscht. Wenn das nicht mit Nadeln gemacht werden kann oder soll, ist ein Sprühkleber für Textil die richtige Wahl. Er ist wasserlöslich und somit nach der ersten Wäsche wieder verschwunden und hilft beim Nähen ungemein. Aber auch in Siebdruck-Tutorials haben wir schon gesehen, wie das T-Shirt vor dem Drucken auf dem Untergrund rutschsicher mit diesem Sprühkleber fixiert wurde.
Amann Textil Sprükleber,
wasserlöslich
Montana Sprühkleber, permanent,
150 ml
Weicon Sprühkleber, permanent,
500 ml
Weicon Sprühkleber, wieder lösbar,
500 ml
Bei der Auswahl des passenden Sprühklebers können auch die Gebindegröße und die Ergiebigkeit bzw. der Flächenverbrauch ein Argument sein. Wenn Du nur eine kleine Klebeaufgabe hast, reicht häufig eine Dose mit 150 ml Inhalt. Der Standard sind Sprühkleberdosen mit 400 ml oder 500 ml Inhalt. Auch wenn sich Hersteller schwertun, die Ergiebigkeit zu benennen, weil es zu wesentlichen Teilen in der Hand des Nutzers liegt, wie viel Klebstoff aufgetragen wird, haben wir bei den 3M-Sprühklebern Quadratmeterangaben gemacht, die wir von 3M genannt bekamen. Sie zeigen deutliche Unterschiede, die aus unserer Sicht auch jeder Nutzer kennen sollte, weil damit auch deutlich wird, welches Produkt satter aufgetragen werden muss und welches sparsamer verwendet werden kann. Die Angaben sind mit 3 m² pro Dose und 10 m² pro Dose sehr unterschiedlich. Da kann ein vermeintlich teures Produkt schnell zum günstigsten im Vergleich werden.
Sprühkleber ReMount
für ca. 9,6 m²
Sprühkleber Spray Mount
fü ca. 10 m²
Sprühkleber Photo Mount
für ca. 3 m² (zweiseitiger Auftrag)
Sprühkleber Display Mount
für ca. 10 m²
Da die verschiedenen Sprühkleber vorrangig für das Aufkaschieren verwendet werden, sind es die klassischen Trägermaterialien für Schilder und Präsentationen, die zumeist besprüht werden: Stabile Präsentationspappen oder Pappwabenplatten, Sandwichplatten wie Kapa, Dispa oder Dibond oder Leichtschaumplatten wie Forex. Für all diese Materialien sind Sprühkleber uneingeschränkt gut nutzbar. Papier, Metall und die meisten Kunststoffe sind also gut zu bekleben mithilfe von Sprühklebern.
Kann ich Schaumstoff mit Sprühkleber kleben?
Eine häufig gestellte Frage an unsere Berater*innen ist die nach der Eignung von Sprühkleber zum Verkleben von Schaumstoff. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es für jedes Material eine Lösung gibt, aber es eignet sich nicht jeder Sprühkleber für jeden Schaumstoff. Wenn der Schaumstoff aus Polystyrol ist (zum Beispiel Styropor, Styrodur, Styrofoam), ist höchste Vorsicht geboten. Die meisten Sprühkleber enthalten Lösungsmittel, die Polystyrol angreifen. Wenn Du einen solchen Sprühkleber dennoch auf geschäumtem Polystyrol verwendest, verätzt Du den Schaum und er bekommt ungewollt eine neue Form. Eine Ausnahme hierbei ist der festeste Sprühkleber von 3M, Display Mount. Er ist mit Schäumen aus Polystyrol kompatibel.
Ist Sprühkleber zum Basteln geeignet?
Mit den oben dargestellten Qualitäten – vor allem der komfortablen Verwendung – ist Sprühkleber natürlich bestens für Bastelarbeiten geeignet. Schnell und unkompliziert kommst Du zu schönen Ergebnissen. Du kannst im Handumdrehen Kollagen montieren, sauber beim Scrapbooking arbeiten oder bei kleineren Möbel- oder Dekoprojekten Oberflächen mit Papieren oder Folien Deiner Wahl kaschieren. Natürlich hast Du auch zügig ein paar Fotos in ein kleines Buch oder Leporello als Geschenk eingeklebt. Wichtig für alle großflächigen Kaschier- und Aufzieharbeiten ist die Grundregel des Aufziehens und Furnierens: Wenn die Verbindung dauerhaft bestehen soll, kaschiere das Trägermaterial von beiden Seiten, damit sich das Ergebnis nicht (zum Beispiel bei Änderung der Luftfeuchtigkeit oder schon beim Trocknen des Klebers) verzieht, wirft oder wellt. Beachte außerdem beim Arbeiten mit Sprühkleber neben den Verarbeitungshinweisen der Hersteller auch unbedingt unsere Hinweise zum Arbeitsschutz im nachfolgenden Absatz
Sprühkleber – Gefahren und Risiken
Wir empfehlen grundsätzlich bei der Nutzung von Sprühdosen – ganz gleich, ob sie mit Farbe gefüllt sind oder mit Klebstoff – eine schützende Atemmaske zu tragen. Das gilt übrigens auch für Sprühreiniger und Pumpsprays. Sprühdosen erzeugen nämlich immer Sprühnebel und selbst bei der gezieltesten Anwendung landet nicht alles auf der besprühten Fläche. Es entsteht immer ein Aerosol, von dem ein Teil zumindest kurzzeitig in der Atemluft verbleibt. Und wer möchte schon Klebstoff oder Farbe oder Reinigungsmittel in der Lunge haben? Darum solltest Du immer eine Maske tragen und möglichst in gut belüfteten Räumen oder gar im Freien arbeiten. Allerdings kann im Freien störender Wind das Arbeiten beeinträchtigen oder gar unmöglich machen, wenn der Sprühnebel verweht wird und sein Ziel nicht erreicht.
Neben dem Gesundheitsschutz gilt es natürlich, Gegenstände, Kleidung und Oberflächen in der Umgebung zu schützen. Entweder Du deckst alles ab, was keinen Sprühnebel abbekommen darf oder Du gehst in eine Umgebung, in der alles eingesprüht werden darf. Am geeignetsten ist eine unterdruckbelüftete Sprühkammer. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass Dein Werkstück nicht an Stellen klebrig wird, an denen es nicht kleben soll. Häufig sind solche Kammern nämlich überall sehr klebrig.
Zu guter Letzt: So wie Farben irgendwann trocknen sollen, sollen auch Kleber irgendwann fest werden. Und weil der Klebstoff nicht weiß, ob er gerade an seinem Bestimmungsort oder noch in der Düse trocknet, solltest Du die Düse nach Gebrauch der Sprühdose immer kurz nach unten halten und freisprühen. In der Dose ist nämlich ein dünnes Röhrchen, das vom Sprühkopf bis zum Dosenboden reicht. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass Du nahezu restlos den Inhalt aus der Dose sprühen kannst, wenn Du sie aufrecht verwendest. Umgedreht ragt innerhalb der Dose das Röhrchen aus dem flüssigen Klebstoff heraus und saugt nur Treibmittel, wenn Du auf die Düse drückst. So wird die Düse mit Treibgas weitgehend von Klebstoffresten freigesprüht. Äußerliche Klebstoffanhaftungen kannst Du mit Waschbenzin entfernen.