Die Farbbezeichnung „Hautfarbe“ – und unser Umgang damit
Vielleicht bist Du schon mit der gegenwärtigen Thematik vertraut – oder sogar aktiv auf uns zugegangen. Es geht um Produkte in unserem Sortiment, die als „hautfarben“ gekennzeichnet sind. Dazu zählen Materialien wie Abformmassen, Stifte, Fotokarton und viele Öl-, Textil- und Acrylfarben. Was eigentlich das Problem ist, wie alles anfing und was für ein Rattenschwanz an einer großflächigen (Ver-)Änderung von Produktbezeichnungen dranhängt, erfährst Du hier und jetzt.
Wie alles begann
Vor einiger Zeit hat uns jemand auf etwas aufmerksam gemacht. Das finden wir wahnsinnig gut. Eine Kundin hat unseren Laden besucht und stand vor dem Regal der Stoffmalfarben. Hier war eine Beige-Farbe als „hautfarben“ bezeichnet, hingegen ein dunkleres Braun als eben genau das: „Braun“. Heh? Wie kann das eigentlich sein? Beige ist nur ein Farbton, der nicht repräsentativ für Millionen von Hautfarben stehen kann. Und deswegen haben wir uns als Unternehmen mit einer sozialen Verantwortung dazu entschlossen, das zu ändern.
Die Bezeichnungen kommen generell immer vom Hersteller selbst und genauso übernehmen wir sie auch im Laden. Aber ist das richtig? Sind wir nicht eigentlich auch in der Pflicht, solche Bezeichnungen infrage zu stellen? Wir finden: auf jeden Fall! Deshalb sind wir total dankbar, dass Clara uns auf diese Thematik hingewiesen hat. Nur so können wir dazulernen und besser werden.
Was nun?
Ab ins Sortiment!
Als erstes haben wir in die Instagram-Runde gefragt: Was ist Euch lieber? Hautfarben ganz weglassen, oder mehrere Hautfarben einführen? 71 % haben für weglassen, 29 % für mehrere Hautfarben-Bezeichnungen gestimmt. Dieses sehr eindeutige Ergebnis hat uns noch einmal bestärkt. Wir wollten und mussten etwas ändern. Aber wo fängt man da an?
Im Sortiments-Team! Hier können wir im ersten Schritt unser gesamtes Sortiment nach dem Schlagwort „hautfarben“ durchsuchen. Das haben wir auch getan. Das Ergebnis hat uns nicht so begeistert. Ganze 38 Produkte wurden bei uns als hautfarben bezeichnet. Im Sortiment können wir aber nicht nur nach bestimmten Produkten suchen, hier findet man auch die Schnittstelle zu unseren Lieferanten und Herstellern. Also war die nächste Aufgabe auch klar. Wir mussten diese anschreiben und sie bitten, die Bezeichnungen zu ändern. Das kann aber dauern. Warten ist für uns aber keine Option.
Während wir überlegt haben, wie es weitergeht, gab es Neuigkeiten.
Zwei Hersteller haben die betroffenen Farbbezeichnungen von Acryl-, Öl- und Stoffmalfarben nämlich schon längst umbenannt. Wir haben uns also gleich daran gemacht, diese neuen Bezeichnungen zu übernehmen. Kurze Zeit später lenkte auf unsere Anfrage ein Hersteller ein und hat die Bezeichnungen seiner Lackmarker angepasst. So konnten wir insgesamt 14 Produkte auf der Liste streichen. Voll gut!
Wie geht’s weiter?
Warum das alles nicht so einfach ist
Und was ist mit den restlichen Produkten? Das ist eine gute Frage. Für die Antwort müssen wir etwas weiter ausholen. Wir haben schon erwähnt, dass wir die Hersteller kontaktiert haben. Eine Umbenennung erledigt sich dort aber auch nicht von selbst. Anstatt zu warten, können wir die Produkte aber auch selber umbenennen. Ein guter Zeitpunkt, um über den sogenannten Rattenschwanz zu reden. Mit dieser Entscheidung stehen wir nämlich vor mehr als einer Hürde.
Zuallererst müssen wir uns einen neuen Namen überlegen. Das klingt lustig, ist es auch manchmal. Beige, sand, rosa? Gar nicht so einfach. Die ursprüngliche Problematik bleibt allerdings bestehen. Wir können uns zwar einen neuen Namen ausdenken und die Schilder im Laden dementsprechend ändern, der Name auf dem Produkt selbst bleibt aber der gleiche. Und zwar solange, bis der Hersteller einlenkt.
Sobald wir uns für einen neuen Namen entschieden haben, müssen alle betroffenen Artikel in unserem Warenwirtschaftssystem umbenannt werden. Alle Texte müssen dann noch einmal auf Richtigkeit überprüft werden.
Danach machen wir einen Abstecher in die Logistik. Hier wird’s schon ein bisschen kniffliger. Denn wenn wir zwei Bezeichnungen haben – einmal unsere, einmal die vom Hersteller – wird die Zuordnung für unsere Kolleg*innen im Wareneingang unter Umständen sehr kompliziert. Da wir fast ausnahmslos ohne Scanner arbeiten, würde die Zuordnung schwierig werden und Du bekommst unter Umständen die falsche Ware geliefert.
Du merkst es selbst. Es ist viel zu tun. Wir sind auf einem guten Weg, aber einige Hürden gilt es noch zu überwinden. Wir werden an den Herstellern dranbleiben, damit diese ihre Produktbezeichnungen ändern. Derweil arbeiten wir an internen Lösungen, die niemandem die Arbeit erschweren.
Wir haben Bock und fühlen uns in der Pflicht, diese Problematik zu lösen. Und weil dieses Thema nicht nur Dir, sondern auch uns sehr am Herzen liegt, halten wir Dich natürlich auf dem Laufenden.