Gewusst wie: Acrylglas und PLEXIGLAS ® bearbeiten
PLEXIGLAS ® bearbeiten – das hört sich für Dich nach Spezialwerkzeug und viel handwerklicher Erfahrung an? In unserer Magazin-Reihe Gewusst wie zeigen wir Dir, wie Du mit einer Werkzeug-Grundausstattung und den richtigen Techniken PLEXIGLAS ® und Acrylglas sehr gut zu Hause bearbeiten kannst.
In diesem Beitrag lernst Du die verschiedenen Bearbeitungsformen für PLEXIGLAS ® kennen. Benötigst Du mehr Input, bringt Dich ein weiterer Klick bei den einzelnen Themen zu unseren Schritt-für Schritt-Anleitungen sowie vielen Tipps und Tricks beim PLEXIGLAS ® Bearbeiten. Hereinspaziert!
Inhalt auf einen Blick
I. Acrylglas oder PLEXIGLAS ® bearbeiten – ist das ein Unterschied?
II. PLEXIGLAS ® schneiden – Acrylglas bearbeiten mit Säge und Cutter
III. PLEXIGLAS ® kleben – die besten Tipps und Klebstoffe
IV. PLEXIGLAS ® bohren – auf die richtige Geschwindigkeit kommt’s an
V. PLEXIGLAS ® biegen/formen/tiefziehen – Backofen genügt
VI. PLEXIGLAS ® schleifen und polieren – das perfekte Finish
VII. PLEXIGLAS ® tempern – Spannungsrisse vermeiden
I. Acrylglas oder PLEXIGLAS ® bearbeiten – ist das ein Unterschied?
Zunächst – und das wirst Du bei uns öfter hören: PLEXIGLAS ® ist Acrylglas, aber Acrylglas ist nicht immer PLEXIGLAS ®. Acrylglas ist nämlich der Oberbegriff für alle Werkstoffe aus dem Kunststoff Polymethylmethacrylat (PMMA), und bei PLEXIGLAS ® handelt es sich um einen der vielen eingetragenen Markennamen von Acrylglas. Wir konnten bisher keinen wesentlichen Unterschied beim PLEXIGLAS ® Bearbeiten und der Verarbeitung von Acrylglas anderer Marken feststellen. Deshalb verwenden wir die beiden Begriffe hier gleichwertig.
ABER – bei der PLEXIGLAS ® Bearbeitung kann eine Rolle spielen, ob Du ein hochwertiges, gegossenes Acrylglas (erkennbar am Kürzel GS) oder ein preiswerteres, gezogenes (auch genannt: extrudiertes) Acrylglas (XT) verwendest. Vor allem beim PLEXIGLAS ® schneiden und bohren solltest Du auf diesen Unterschied achten. Darüber erfährst Du weiter unten bei den entsprechenden Methoden der Acrylglasbearbeitung mehr.
II. PLEXIGLAS ® Verarbeitung die Erste: PLEXIGLAS ® und Acrylglas schneiden
PLEXIGLAS ® schneiden heißt in erster Linie: PLEXIGLAS ® mit der Säge bearbeiten. Zumindest, wenn es stärker als 3 mm ist. Mit einer Tischkreissäge oder einer Stichsäge gelingen Dir mit einem Sägeblatt mit geschränkten Zähnen professionelle Schnitte. Wenn Du wenig Erfahrung mit dem Acrylglas Bearbeiten hast, besorge Dir das hochwertigere, gegossene Acrylglas GS – es lässt sich wesentlich einfacher bearbeiten als gezogenes Acrylglas XT, das schneller schmilzt und leichter bricht.
Ein Trick für möglichst transparente Schnittkanten beim PLEXIGLAS ® Sägen ist übrigens die Zugabe von Spülmittel. Wie Du für das perfekte Finish die rauen Schnittkanten von Acrylglas bearbeiten kannst, erfährst Du hier: PLEXIGLAS ® schleifen und polieren.
Bis 3 mm Stärke kannst Du PLEXIGLAS ® auch ohne Säge trennen: Beim sogenannten Ritzbrechen ritzt Du die Acrylglasplatte mit einem Acrylcutter mehrmals an und brichst sie dann beherzt an einer Tischkante. Wie Du Risse und Abplatzungen beim PLEXIGLAS ® Bearbeiten vermeidest und was unsere Experten sonst noch empfehlen, verraten wir Dir in unserem Gewusst wie-Beitrag.
III. PLEXIGLAS ® kleben – kein Problem mit dem geeigneten Klebstoff
Zum PLEXIGLAS ® und Acrylglas Bearbeiten gehört auch das Kleben. Aber welcher Klebstoff ist der Richtige für Deine spezielle Anforderung? Wir stellen Dir sieben geeignete Acrylglas-Kleber vor, z.B.: Acrifix 192 für hochfeste und wasserdichte Verbindungen, für Kanten- und transparente Flächenverklebungen, Ruderer L530 für kleine Flächen- und Kantenverklebungen und zum Verbinden von Acryl mit anderen Werkstoffen.
Erfahre, wie Du mit dem faszinierenden Lösungsmittel Dichlormethan jedes Acrylglas ganz unsichtbar zusammenfügen kannst. Eventuell musst Du vor dem Auftragen des Klebstoffs die Kanten vom PLEXIGLAS ® mit Schleifpapier bearbeiten. Mit vielen weiteren Tipps zur Vorbereitung und unseren ausführlichen Anleitungen bist Du beim PLEXIGLAS ® Kleben auf der sicheren Seite.
IV. PLEXIGLAS ® bohren – so klappt‘s
Willst Du PLEXIGLAS ® bohren, sollte auf jeden Fall gegossenes Acrylglas GS das Material Deiner Wahl sein. Das preiswertere, gezogene Acrylglas XT reißt beim Bearbeiten leicht aus und verschmiert Deinen Bohrer, weil der Kunststoff durch die Wärmeentwicklung schneller schmilzt.
Du benötigst eine Bohrmaschine mit variabel einstellbarer Drehzahl und einen normalen HSS Holz-, Kunststoff- oder Messingbohrer, mit dem Du das Acrylglas spanend bearbeiten kannst. Das heißt, dass Du mit geringer Drehzahl der Bohrmaschine und ohne viel Druck das Material mit dem Bohrer langsam „abschabst“. So vermeidest Du, dass das wärmeempfindliche PLEXIGLAS ® beim Bearbeiten überhitzt wird und dadurch Spannungsrisse entstehen. Viele weitere Praxistipps bekommst Du in unserem Gewusst wie-Artikel:
V. PLEXIGLAS ® biegen – wie Du PLEXIGLAS ® mit Hitze bearbeiten kannst
Was sich beim Acrylglas Bearbeiten mit Bohrer und Säge als Nachteil darstellt, ist beim Acrylglas Biegen und Verformen ein Vorteil: Der sogenannte thermoplastische, also warm umformbare Kunststoff wird schon bei einer Temperatur zwischen 150 °C und 160 °C weich. Deshalb kannst Du PLEXIGLAS ® zuhause im Backofen oder mit einem Heißluftfön in wenigen Minuten erhitzen und anschließend zu einer Buchstütze abwinkeln oder sogar dreidimensional verformen.
Das Biegen zu einem Winkel ist die einfachste Möglichkeit, Acrylglas durch Wärme zu bearbeiten. Dafür legst Du die PLEXIGLAS ® Platte am besten zwischen zwei Holzplatten und erhitzt sie mit dem Heißluftfön an der gewünschten Biegelinie. Nach dem Erweichen biegst Du das Acrylglas direkt an der Holzkante. Willst Du z.B. für einen gekrümmten Lampenschirm die ganze Fläche einer Platte PLEXIGLAS ® verformen, erwärmst Du diese am besten im Backofen und legst den weichen Kunststoff z.B. über ein Papprohr.
PLEXIGLAS ® tiefziehen – die Königsdisziplin der PLEXIGLAS ® Verarbeitung
Nicht jedermanns/-fraus Sache, aber immer wieder faszinierend. Beim Tiefziehen oder fachsprachlich korrekt Warmformen „fließt“ die erwärmte Kunststoffplatte über eine dreidimensionale Form und bildet sie im Negativ ab. Eine beliebte Anwendung dieser Technik des PLEXIGLAS ® Bearbeitens: Heimwerker erstellen sich auf diese Weise gerne einen Einsatz in der Werkzeugkiste, damit jedes Tool seinen passgenauen Platz hat.
Zu diesen Möglichkeiten der PLEXIGLAS ® Bearbeitung füttern wir Dich in einem weiteren Magazin-Artikel mit jeder Menge Wissen und anschaulichen Anleitungen.
VI. PLEXIGLAS ® schleifen und polieren –
das I-Tüpfelchen beim Acrylglas Bearbeiten
Du hast Deine Platte aus PLEXIGLAS ® erfolgreich bearbeitet und nun starrst Du auf die sägerauen, weißlichen Kanten? Damit diese schön glatt und klar werden, kannst Du das PLEXIGLAS ® folgendermaßen bearbeiten: Schleife die Kanten in mehreren Arbeitsgängen mit Nassschleifpapier in den Körnungen 320 – 400 – 600 – 1000 und poliere sie für den letzten Schliff mit einer Acrylglas-Polierpaste und einem weichen, fusselfreien Spezial-Poliertuch. Diese Acrylglasbearbeitung hilft auch bei Kratzern auf der Oberfläche.
Mit einem Gasbrenner (so einer, den Du auch für die Zuckerkruste Deiner Crème Brulée verwendest) kannst Du die Acrylglas-Kante nach dem Schleifen auch flammpolieren: Dafür fährst Du mit der Flamme in schnellen Hin- und Her Bewegungen am Rand entlang (unbedingt vorher üben!). In der Hitze schmelzen die letzten Schleifspuren einfach dahin und zurück bleibt die glatte, transparente Kante. Macht Spaß!
VII. PLEXIGLAS ® tempern – Spannungsrisse vermeiden
Beim spanabhebenden PLEXIGLAS ® Bearbeiten, wie dem Sägen und Bohren, aber auch beim Warmumformen, können durch zu hohe Hitzeentwicklung mechanische Spannungen im Acrylglas entstehen. Dadurch können wiederum Spannungsrissen entstehen– besonders, wenn Du die gebohrten oder verformten Teile aus PLEXIGLAS ® noch weiter bearbeiten willst. Deshalb kann u.a. vor dem Verkleben (z.B. mit Acrifix) ein Tempern des Acrylglases sinnvoll sein.
Die wichtigsten Fakten zum Tempern von Acrylglas:
Tempern heißt: Die Platte oder das Werkstück aus Acrylglas wird über einen längeren Zeitraum warm gelagert und langsam wieder abgekühlt, um ungünstig veränderte Molekülketten im Kunststoff zu entspannen.
Wie geht das? Normalerweise geschieht das Tempern in kunststoffverarbeitenden Betrieben in großen Temperöfen. Willst Du das Warmlagern zuhause versuchen, brauchst Du zumindest einen Umluft-Backofen mit genau einstellbarer Temperatur. Wichtig ist 1. ein langsames, gleichmäßiges Aufheizen, 2. ein konstantes Halten der Temperatur und 3. – besonders wichtig – ein sehr langsames Wiederabkühlen auf Raumtemperatur. Die erforderliche Temperatur und Dauer der drei Schritte richten sich nach Sorte (Acrylglas GS oder XT) und Materialstärke der PLEXIGLAS ® Platten. Die nötigen Informationen findest Du bei den entsprechenden Acrylglas-Herstellern.
