Material des Monats: Forex Hartschaumplatten
„Forex“ heißt ein langjähriger Modulor-Bestseller, doch was verbirgt sich hinter dem Kunstnamen? Forex ist eine zumeist weiße PVC-Hartschaumplatte in verschiedenen Stärken, die häufig im Messebau oder für Werbe- und Präsentationszwecke genutzt wird. Es geht also meist um große Oberflächen. Forex wird teilweise sogar als Baumaterial für Fassadenteile verwendet und ist preislich und aufgrund des geringen Gewichts, der Stabilität und des günstigen Brandverhaltens (schwer entflammbar, selbst verlöschend) sehr gefragt. Daneben ist es auch noch witterungsbeständig und leicht zu verarbeiten. Dünne Platten (s = 3 mm) lassen sich sogar mit dem Cutter schneiden. Außerdem kannst Du es direkt auf einem Plattendrucker bedrucken lassen oder mit Klebefolien bzw. geplotteten Schriftzügen aus Klebefolie bekleben. Wer mag, zeichnet, schreibt oder malt direkt auf den leicht rauen Platten.
Woraus Forex gemacht ist
Trotz aller Vorteile und positiver Seiten bleibt es aber natürlich ein Kunststoffprodukt aus Rohöl. Aber um vorsorglich ein Missverständnis zu vermeiden: Forex ist zwar aus PVC, enthält aber keine Weichmacher. Die sind in Zusammenhang mit (Weich-)PVC meist eine große Gefahr für Mensch und Umwelt, weshalb beispielsweise Spielzeug für Kleinkinder schon lange nicht mehr aus mit Phthalaten weichgemachtem PVC produziert werden darf. PVC ist mengenmäßig der dritthäufigst hergestellte Massenkunststoff nach PE und PP. Da aus der Produktion von Natronlauge durch Elektrolyse aus Kochsalz (Natriumchlorid) und Wasser weltweit so viel Chlor als Reststoff abfällt, ist auch die Herstellung von PVC (Polyvinylchlorid) so günstig.
Was Du mit Forex machen kannst
Mit all den guten Eigenschaften stellt sich nun die Frage, für welche Nutzungen sich Forex anbietet. Meist wird es von Messebauern verwendet oder es werden Schilder, Präsentationstafeln und Verkleidungen daraus hergestellt. Und was kannst Du für Dich im Kleinen damit machen? Einen Messestand bauen schließlich die wenigsten von uns. Zuallererst ist da sicherlich das Schild zu nennen. Ob an der Werkstatt, am Gartenzaun, vor dem Café oder am Eingang zum Treppenhaus: Aufgrund der einfachen Gestaltbarkeit passt Forex zu fast jedem Kontext. Du kannst es mit der Hand gestalten oder am Computer eine Vorlage herstellen, die Du dann druckst und auf das Schild aufziehst. Aber letztlich wäre auch ein Regal aus zehn Millimeter starkem Forex denkbar und für den Fahrzeugausbau (Wohnmobil) ist es aufgrund des geringen Gewichts auch gut geeignet.
Was andere mit Forex gemacht haben
Ein Zeppelinmodell aus Forex, einmal der Zustand vor dem Lackieren und einmal das Heck vom fertigen, präsentierten und hinterleuchteteten Modell.
Wie erwähnt wird Forex für Messestände jeder Größe verwendet. Teilweise sind die Oberflächen so aufwendig und hochwertig gestaltet oder werden als Projektionsfläche genutzt, dass es schwerfällt, Forex dahinter zu identifizieren. Daneben eignet sich Forex für raumbildende Installationen in (halb-)öffentlichen Räumen wie der Hotellobby im Titelbild oder für dreidimensionale (Modell-)Objekte wie den Zeppelin. In allen diesen Fällen wird Forex aufgrund der Kombination von Materialeigenschaften gewählt: Leicht, stabil, gut zu verarbeiten, schwer entflammbar.
Wie Du Forex verarbeitest
Bis zur Stärke von drei Millimetern kannst Du Forex sogar mit einem Cutter schneiden. Versuche es aber besser mit mehreren leichten Schnitten in derselben Kerbe als mit viel Druck. Ebenfalls lassen sich bis zu derselben Stärke auch Ösen mithilfe einer Ösenzange ins Material bringen. Ansonsten kannst Du Forex auch gut spanhebend bearbeiten, also sägen, bohren und fräsen. Schleifen solltest Du nur die Kanten, da Du ansonsten recht leicht die geschlossene Oberfläche wegschleifst und die geschlossenzellige Struktur des Hartschaums partiell freilegst. Das ist nicht schlimm – und für Verklebungen macht man es sogar absichtlich – aber für sichtbare Oberflächen nicht so schön.
Vor jeder Verklebung bitte unbedingt den ersten Grundsatz für erfolgreiche Klebeverbindungen beachten: Zu klebende Oberflächen müssen trocken, staub- und fettfrei sein! Am besten reinigst Du Forex mit Isopropanol (Isopropylalkohol). Viele andere Lösungsmittel wie Aceton sind nicht geeignet, denn sie lösen das Material irreversibel an. Die Oberflächen verändern sich entweder sichtbar (mattieren) oder das Material versprödet sogar. Forex klebst Du gut mit sich selbst mit Cosmofen. Das darin enthaltene Tetrahydrofuran löst das PVC etwas an und stellt eine Kaltverschweißung her. Darüber hinaus ist Cosmofen UV-stabil und kann somit bedenkenlos auch für außen genutzt werden. Die Klebestellen vergilben nicht und verspröden auch nicht. Wenn Du Forex mit anderen (nicht elastischen) Materialien verkleben möchtest, sind Zwei-Komponenten-Kleber häufig eine gute Wahl. Forex mit elastischen Materialien verklebst Du am besten mit Kontaktklebstoffen wie Pattex.
Daneben lässt sich Forex auch kalt biegen oder warm abkanten. Weitere detaillierte Hinweise zur Verarbeitung von Forex findest Du in einem PDF in unserem Webshop. Das Einzige, das nicht geht, ist das Laserschneiden, dafür eignet sich Forex schlichtweg nicht, da es aus einem geschäumten thermoplastischen Kunststoff besteht.
Forex und Farbe
Mithilfe von Klebefolien oder durch Farbauftrag kannst Du Forex ausgezeichnet grafisch oder künstlerisch gestalten. Der größte Anteil des verwendeten Forex‘ ist daher auch weiß wie Papier. Wie beim Kleben empfehlen wir auch vor dem Bekleben oder vor dem Auftragen von Farben, Forex auf den Oberflächen (am besten mit Isopropanol) zu reinigen, damit diese staub- und fettfrei sind.
Erhältlich sind übrigens auch farbige Forex-Platten, allerdings nicht in allen Stärken. Bedenke beim Einsatz von farbigem Forex, dass es nur bedingt für den Außeneinsatz geeignet ist, da die Farben durch Witterungseinflüsse verblassen.
Forex wird einseitig mit Schutzfolie geliefert.
Die Folie lässt sich rückstandsfrei abziehen.
Forex und Umwelt
Forex ist aufgrund seiner guten Haltbarkeit (witterungsbeständig) eigentlich ein Material, das auch gerne mehrere Jahre an seinem Bestimmungsort bleiben kann. Damit könnte es sogar in die Nähe nachhaltiger Materialien geraten. Da es relativ günstig und gut zu bearbeiten ist, werden jedoch häufig große Mengen Forex nach nur wenigen Tagen Messe entsorgt.
Betrachten wir abschließend den Lebenszyklus vom Ende, der Entsorgung. PVC darf in Deutschland nicht deponiert werden, es muss also mindestens energetisch verwertet (verbrannt) werden. Die werkstoffliche Verwertung stellt immer die ressourcenschonendste Verwertung dar und ist das, was weithin als Recycling bezeichnet wird: Der gebrauchte Stoff fließt in einen Produktionsprozess für neue Produkte. Da so viel PVC in Umlauf ist (Bodenbeläge, Fensterrahmen, Abflussrohre) ist es wirtschaftlich attraktiv, die Rohstoffe wieder einzusammeln. Das macht die PVC-Wirtschaft in Deutschland mittlerweile zu nicht unerheblichen Anteilen. Die übrigen Anteile werden in Verbrennungsanlagen thermisch verwertet. Bei der Verbrennung entsteht allerdings Chlorwasserstoff (Salzsäure), der mit Calciumcarbonat (Kalk) neutralisiert werden muss. Übrig bleibt Calciumchlorid, das als „gefährlicher Abfall“ deponiert werden muss. Das klingt aber schlimmer als es ist: Calciumchlorid ist als Zusatz für Lebensmittel zugelassen und wird als Frostschutzmittel und Streusalz verwendet. Es ist nicht umweltgefährdend aber in höheren Konzentrationen reizend.
Die Entsorgung von PVC erzeugt also insgesamt höhere Kosten als beispielsweise die Entsorgung von PE, das schlicht zu Wasser und CO2 verbrennt. Zudem ist der Brennwert von PVC nicht sehr hoch (etwa halb so viel wie PP). Unter dem Strich ist PVC also nicht ganz einfach in der Entsorgung, erzeugt aber auch keine unlösbaren Probleme.
Produziert wird Forex übrigens in der Schweiz. Warum das Material genauso benannt wurde wie die international gängige Bezeichnung des Devisenmarktes (Forex: Foreign Exchange Market) war nicht zu ermitteln.
