Material des Monats: Spiegelndes

von | Jun 28, 2024 | Material + Wissen

Eine unserer Lieblingsfragen von Kunden in unserem Laden ist die nach spiegelnden Materialien. Warum? Weil wir so viele davon im Sortiment haben und bei diesem Thema richtig umfassend beraten können! Darum stellen wir an dieser Stelle mit großer Freude mal (fast) alle unsere spiegelnden Materialien mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften hinsichtlich ihrer Verarbeitung, der Erscheinung und ihrer Eignung vor. Und eine Überraschung zu Beginn: Glas ist nicht dabei!

Spiegelnd oder nur glänzend?

Bis wohin ist eine Oberfläche einfach nur glänzend und ab wann reden wir von spiegelnd? Eine klare Grenze gibt es vielleicht nur in der Physik. Dort wird nur dann eine Fläche als spiegelnd bezeichnet, wenn parallele Strahlen auch parallel reflektiert werden. Darüber hinaus muss ein Großteil des Farbspektrums im (sichtbaren) Licht auf diese Weise reflektiert werden, so dass nur ein sehr kleiner Teil diffus reflektiert oder absorbiert werden darf. Das ist auch die Voraussetzung, die zur Wahrnehmung eines Abbildes der Realität führt – dem Spiegelbild.

Glanz wiederum entsteht auf einer Oberfläche, die eine Lichtquelle, zum Beispiel einen Lichtpunkt, als solchen reflektiert. Grob betrachtet kann man Glänzen als Vorstufe des Spiegelns bezeichnen. Da beide Phänomene nicht nur mit der Oberfläche eines Materials zu tun haben, sondern auch mit dem Winkel auftreffender Strahlung (siehe auch „Totalreflexion“, z. B. bei Wasser und tiefstehender Sonne), geht es beim Spiegeln also um die Wechselwirkung aus einer Eigenschaft der Materialoberfläche und auftreffender Lichtstrahlung.

drei kleine Stücke farbige Klebefolie liegen aufeinander. Auf rot liegt orange un darauf liegt gelb. Bei dem gelben Stück ist die Ecke der Folie von der Schutzfolie gelöst und hochgebogen. Auf den flänzenden Folien ist ein langgestreckter Lichtreflex zu sehen (weiß).
Ein kleiner Stapel von dünnen, gold-glänzenden Metallfolien liegt auf weißem Untergrund. Ein Teil der Metallblätter liegt halbiert umgeschlagen obenauf.

Spiegelfolie

Ein Bild aus dem Modulor Ladengeschäft. Zu sehen ist die Präsentation von Mustern verschiedener Klebefolien. Die Musterstücke hängen nebeneinander an der Wand und sind bezeichnet.

In der Gestaltung wird der Begriff „spiegelnd“ häufig synonym zu „metallisch glänzend“ gebraucht. Polierte Metalloberflächen waren nämlich auch tatsächlich die ersten künstlich hergestellten Spiegel. Ein spiegelndes Material muss aber nicht in jedem Fall geeignet sein, ein klares Spiegelbild zu erzeugen. Bei Spiegelfolie wird schnell offensichtlich, warum das so ist. Folien sind häufig sehr dünn. Daher sind sie sehr selten plan. Sie liegen also nicht als glatte, ebene Fläche vor uns, sondern sind gebogen (auf der Rolle) oder gar verknittert. Beim Fratzenspiegel lässt sich gut sehen, welche optischen Auswirkungen flexible, spiegelnde Materialien zeigen. Auch an Aluminiumfolie lässt sich das gut nachvollziehen. Bei dieser sind nämlich bereits zwei Voraussetzungen nicht erfüllt, die für ein unverzerrtes Spiegelbild erforderlich sind: Die reflektierende Oberfläche ist nicht glatt und eben. Zieht man aber die Aluminiumfolie zum Beispiel auf einen ebenen Untergrund und poliert die Oberfläche auf Hochglanz, kann sie durchaus ein klares Spiegelbild erzeugen.

In der derzeitigen Glasspiegelproduktion sind es dann auch Aluminiumfolien oder -beschichtungen, die rückseitig auf Floatglas gebracht werden und für ausgezeichnete Spiegelbilder sorgen. In der Vergangenheit wurde häufig Silberfolie hinter Glas genutzt. Silber neigt aber mit zunehmendem Alter meist von den Rändern her zum Anlaufen, was als dunkle Flecken im Spiegel wahrnehmbar wird.

Kunststofffolien mit spiegelnder Oberfläche sind letztlich ein kostenreduzierendes und praktisches Konstrukt, bei dem die reflektierende Oberfläche minimal dünn auf einen Träger aus Kunststoff oder Papier gebracht wird. Bei spiegelnden Kunststofffolien wird die Oberfläche häufig durch ein metallisches Pigment als hauchdünne Beschichtung (Bedampfung) erzeugt. Darüber entstehen nicht nur kostengünstige Folien, sondern das Endprodukt hat meist auch Eigenschaften, die das sehr dünne Metall alleine nicht hätte. Die Folie kann etwa zäher, flexibler, thermisch formbar oder selbstklebend sein. Manche Spionspiegelfolie ist sogar noch von einer Seite durchsichtig. Und eine neue extra starke selbsklebende Spiegelfolie in unserem Sortiment sticht als besonders gut spiegelnd hervor. Aus unserer Sicht ist die „Spiegelklebefolie extra stark“ die aktuell beste, verfügbare Spiegelklebefolie, da sie optimale Spiegelbilder erzeugt, wenn Du sie auf ebenen, glatten Untergründen verklebst.

Spiegelklebefolie X-Film

Spionspiegelfolie, selbstklebend

Spiegelklebefolie extra stark

Spiegel aus Kunststoff

Spiegelfolie, PVC-weich

Polystyrol Spiegel

Acrylglas Spiegel, gold

Neben den Spiegelfolien aus Kunststoff gibt es auch zahlreiche Kunststoffplatten mit spiegelnder Oberfläche. Grundsätzlich gilt: Je steifer das Material umso besser das Spiegelbild. Eine 0,25 mm dünne und weiche PVC-Spiegelfolie ist also weniger gut für das Erzeugen eines unverzerrten Spiegelbildes geeignet. Polystyrol Spiegel ist bereits mit der vierfachen Stärke (1 mm) deutlich geeigneter und man kann von einem eindeutigen Spiegelbild reden, das darin zu sehen ist. Nah am Glasspiegel ist dann das verspiegelte Acrylglas. Es braucht optisch den Vergleich nicht zu scheuen und punktet gegenüber Glas mit der geringeren Bruch- und Splitterneigung. Denn: Wer möchte schon sieben Jahre Unglück auf sich laden?

Spiegel aus Metall

Ein „Material zwischen den Welten“ (Kunststoff plus Metall) ist das verspiegelte Dibond. Im Kern besteht es aus schwarzem PE (Polyethylen), die Oberflächen werden von 0,3 mm dünnen Aluminimumblechen gebildet. Da die Metalloberflächen das Erscheinungsbild prägen, ist Dibond hier unter der Überschrift „Spiegel aus Metall“ eingeordnet. Verspiegelt ist bei diesem Material eine Oberfläche, die andere (Rück-)Seite ist mit einer seidenmatten, silbernen Lackierung versehen. Spiegelndes Dibond ist bruchfest und splittert nicht. Es ist daher überall dort die erste Wahl für einen Spiegel, wo Sicherheit oder Schutz vor Vandalismus ganz oben steht.

Dibond, verspiegelt

Edelstahl, glänzend

Messing, glänzend

Unabhängig von Dibond sind Metalle aber auch in Reinform nur schwer zu zerstören und splittern bei Gewalteinwirkung nicht. Da sie häufig schon allein durch das Polieren eine spiegelnde Oberfläche bekommen, sind also auch sie bei der Suche nach einem vandalismusresistenten Spiegel geeignet. Das gilt vor allem für Edelstahl, der nicht anläuft oder rostet und mit polierter Oberfläche als Halbzeug im Handel ist und uns allen schon auf Autobahntoiletten über dem Waschbecken begegnet ist. Aber auch Messing lässt sich zum Spiegel hochglanzpolieren. Um den spiegelnden Glanz zu erzeugen oder Kratzer herauszuarbeiten werden überwiegend sogenannte Schwabbelscheiben und eine passende Polierpaste verwendet.

Spiegel aus Karton

Wie bei einigen oben bereits genannten Materialien ist die spiegelnde Oberfläche häufig nicht eine innere Eigenschaft des Materials, sondern basiert auf einer hinzugefügten Verspiegelung. Diese Verspiegelung kann zum Beispiel aus einer hauchdünnen Folie bestehen. So ist es auch bei Papieren oder Pappen, die eine spiegelnde Oberfläche aufweisen. Meist wurde auf das Trägerpapier bzw. den Trägerkarton eine spiegelbedampfte Folie aufkaschiert. Spiegelkarton eignet sich hervorragend für besondere Verpackungen oder auffallende Cover. Nicht ganz so spiegelnd aber ebenso metallisch glänzend sind Chromoluxkarton oder Alukarton.

Spiegelkarton

Alukarton

Chromoluxkarton

Spiegelspray

Auf eine leicht geneigt stehende Styroporplatte wird Sprühkleber (3M Photo Mount) aufgesprüht.
Auf Styropor (Polystyrol Hartschaum) aufgetragener Sprühkleber hat das Styropor verätzt. Vor allem 3M Spray Mount verätzt den Hartschaum so stark, dass ein Loch im mehrere Zentimeter dicken Material entsteht. 3 M Photo Mount hat hingegen nur wenig zersetzende Wirkung.

„Spiegelspray aus der Dose“ – wäre das nicht toll? Auf Knopfdruck wird eine x-beliebige Oberfläche spiegelnd. Das gibt es leider noch nicht, zumindest nicht in so hoher Qualität, dass eine Konkurrenz zu Glasspiegel daraus erwüchse. Der Bedarf wäre sicherlich riesig. So lange müssen wir mit selbstklebenden Spiegelfolien Vorlieb nehmen, wenn wir beliebige Oberflächen als Spiegel ausrüsten möchten, denn bei den Farben gibt es nur Annäherungen. Vor allem die Chrom-Sprays von Molotow und Weicon erzeugen leicht spiegelnde Oberflächen, sind aber immer noch deutlich davon entfernt, gute Spiegelbilder zu erzeugen.

Wer aber eine bestehende, durchsichtige Glasscheibe (rückseitig) verspiegeln möchte, findet immerhin dafür ein komfortables Spray. Es eröffnet Dir die Möglichkeit, Deine eigenen Spiegel herzustellen. Dabei ist es gleichgültig, ob das besprühte Glas flach ist oder gebogen. Wichtig ist nur: Das Glas wird beim Besprühen vollkommen undurchsichtig.

Spiegelklebeband

Eine Besonderheit in unserem Sortiment ist die Auswahl an Klebebändern. Das liegt vor allem daran, dass wir zahlreiche Klebefolien auf die Breite von Bändern schneiden und aufrollen lassen. Es gibt also bei uns Klebebänder, die Du sonst vergeblich suchst. Und natürlich gibt es da auch spiegelnde Klebebänder im Sortiment.

Zuweilen entsteht ein Missverständnis beim Begriff „Spiegelklebeband“, das manch einer im Sinne von „Klebeband, um einen Spiegel an die Wand zu kleben“ verwendet. Da gibt es so ein leicht gepolstertes, stark klebendes Montage-Klebeband. Das haben wir aber auch. Um die Verwechslungsgefahr zu reduzieren nennen wir es „Montageband für Spiegel“, empfehlen es aber nur für Kunststoff-Spiegel, denn Glasspiegel haben wir ja nicht …

Für ein Tischfußball-Feld wird eine grüne, bedruckte Folie auf eine weiße Platte geklebt. Eine Hand im Bild sprüht Weicon Sprühkleber unter eine Ecke des Feldes bzw. der Folie. Die Folie ist an dieser Ecke hochgerollt.
Mehrere Stoffbeutel hängen an einer Stange vor einer Betonwand. Auf den Beuteln sind verschiedene Motive gedruckt. Die Beutel sind cremeweiß, strahlend weiß oder schwarz.

Zu guter Letzt

Ein Spiegelbild ist übrigens gar nicht „rechts-links-vertauscht“ („und warum nicht oben-unten?!“ -> s. a. Spiegelparadoxon). Laut Umberto Eco sprechen wir nur falsch über Spiegel, die – wenn überhaupt – ein „hinten-vorne-vertauschtes“ Bild zeigen. Aber eigentlich reflektieren sie einfach nur die Wirklichkeit. Zur Erklärung: Ich stehe vor einem Spiegel. Wenn ich einen 3D-Buchstaben vor mich halte, und zwar so, dass ich ihn richtig lesen kann, kann ich das Spiegelbild auch richtig lesen, da der Spiegel das „Hinten“ bzw. die Rückseite des Buchstaben spiegelt. Es werden also Hinten und Vorne verdreht.

Arme Spiegel: Alle reden falsch über sie!