Wir haben immer schon systemisch gedacht. Modular Modulor eben.
Dass wir bei Modulor neben Material auch Möbel verkaufen, weißt Du bestimmt. Dass es sich dabei zu einem Großteil um Eigenproduktionen, also inhouse entworfene Stücke handelt, ist Dir aber womöglich neu. Wir haben uns heute mal mit dem Möbeldesigner Kai Funke – dem Macher unserer Möbel, zusammen an den Tisch gesetzt. Und mit ihm in unserem Interview gesprochen über Nachhaltigkeit, seinen Gestaltungsprozess, sowie die Frage ob Möbel heutzutage individualisierbar sein müssen.
Kai, Modulor ist ja eigentlich vor allem für Material bekannt. Warum auch Möbel? Erzähl doch mal, wie es dazu kam?
Begonnen hat alles mit dem Eiermann-Gestell. Beziehungsweise mit der Idee von Christof, unserem Gründer, dieses verkaufen zu wollen. Damals war das Tischgestell noch nicht so bekannt und sichtbar, wie das heute der Fall ist. Weil wir aber keinen Platz im damaligen Laden hatten, wurde es einfach unter die Decke gehängt, in der Hoffnung, dass es sich auch so verkauft. Ich war Ende der 90er Jahre auch schon bei Modulor tätig, allerdings als Verkäufer im Laden. Mit Sortiments-Themen hatte ich noch nichts zu tun. Ich kannte das Gestell aus dem Studium, mich hat es in seiner Einfachheit schon immer begeistert.
Ob es wirklich eine gute Idee war, das damals von der Decke zu hängen? In den ersten Jahren haben wir nur wenige Gestelle verkauft, immer wenn ein*e Kunde*in mal zufällig nach oben geschaut hat. Aber damit begann der Möbelverkauf bei Modulor.
Und die Idee Möbel selbst zu entwerfen?
Ich wurde Anfang der Zweitausender gefragt, ob ich mich nicht intensiver um das Möbelsortiment kümmern möchte. Christof wusste von meinem Produktdesign-Studium und dass ich mich hauptsächlich mit Möbeln beschäftige. Er fand die Dinge, die ich gemacht hab immer recht spannend und war der Meinung man müsse das ausbauen und vermarkten.
Ich habe also angefangen, das Sortiment Stück für Stück zu erweitern – erst ein paar Stühle dazu gelistet, dann zwei weitere recht rudimentäre Tischgestelle.
2007 begann dann aber auch schon die Vorbereitung für den Umzug hier an den Moritzplatz. Über unser damaliges gemeinsames Büro wurden Wilm und ich von Modulor mit der Entwicklung des Regalsystems für den Laden beauftragt. Und ich habe darüber hinaus noch das Beleuchtungsraster konstruiert. Mit diesem Supersystem waren wir uns sicher, alle Situationen im Laden abbilden zu können
Zwar sind dabei das Möbelsortiment und die Entwicklung eigener Möbel erst einmal aus dem Blickfeld verschwunden. Gleichzeitig haben sich durch den Umzug aber viele Kontakte zu Herstellern ergeben. Wir haben viele Gespräche mit Produzenten und Material verarbeitenden Betrieben geführt. Durch regelmäßigen Austausch wurden plötzlich Dinge möglich, die man vorher gar nicht für möglich gehalten hätte. Das Ganze folgte also keinem klaren Auftrag, sondern ist eher organisch entstanden.
Erzähl uns ein bisschen etwas zu Deinem Background. Wolltest Du schon immer Möbel machen? Und wie bist Du bei Modulor gelandet?
Systembaukästen wie Lego, Fischertechnik und Holzkonstruktionen haben mich schon seit meiner Kindheit begleitet. Auch gezeichnet habe ich immer schon sehr viel – eigentlich war für mich früh klar, dass ich irgendetwas in diese Richtung machen werde. Nach einem kurzen Exkurs – Kunst und Sport auf Lehramt – ist mir klar geworden, dass ich Produkte gestalten will. Also habe ich mich für Produktdesign beworben. Zu Beginn in Braunschweig, später bin ich dann mit zwei Kommilitonen nach Berlin gegangen, um bei Achim Heine von Ginbande zu studieren.
Während des Semesters, aber auch in den Semesterferien habe ich mich intensiv mit Möbeln beschäftigt. Nach einem Praktikum bei einem Möbeldesigner in Barcelona und dem Diplom haben wir endschieden, uns selbstständig zu machen, um weiter Produkte zu entwickeln. Unter Fuchs+Funke haben wir auf vielen Messen ausgestellt und viel Erfahrung und auch Preise gewonnen. Das fühlte sich gut an. Aber gleichzeitig wussten wir auch, dass unsere Schwäche im Vermarkten unserer eigenen Ideen liegt. Das Gestalten von Dingen, die Resonanz erzeugen, war nicht das eigentliche Problem.
Nur, was mach ich daraus? Wen überzeuge ich davon? Wer ist bereit, unsere Idee zu produzieren? Wovon soll ich eines Tages mal leben?
Aus diesem Grund habe ich parallel immer bei Modulor gearbeitet. Erst im Laden, dann im Zuschnitt, dann wieder im Laden und irgendwann dann in der Gestaltungsabteilung.
Im Zentrum des Möbelsortiments von Modulor steht der Tisch. Warum ist das so?
Der Tisch ist das Zentrum eines Raumes. Am Tisch passiert etwas. Protagonisten gruppieren sich um den Tisch herum. Er steht wie ein Fels in der Brandung. Und der Tisch ist Basis für das Machen.
Bei Stühlen gab es immer schon eine große Auswahl, vielleicht weil der Stuhl unmittelbar mit dem Menschen in Kontakt tritt. Der Stuhl muss viel eher ergonomische und ästhetische Ansprüche erfüllen, als ein Tisch. Dieser stellt eher eine horizontale Fläche im Raum zur Verfügung.
Im Gespräch mit Kunden wurde uns immer wieder gesagt, dass wir für Tische schon gewissermaßen Profis oder Experten sind. Daher haben wir uns entschlossen, dies weiter auszubauen, uns auf ein Thema zu fokussieren und hier eine wirkliche Kompetenz aufzubauen.
Und auch wenn es noch lange keinen Konfigurator gab, hatte ich immer irgendwie im Hinterkopf, dass es bei der Gestaltung eine gewisse Lebendigkeit brauchen würde. So kam es auch, dass unsere Tische aus einzelnen Elementen bestehen, die man zusammenstecken kann, um verschiedene Formen zu kreieren. Regal-Konfiguratoren gab es damals schon und es geisterte immer in unseren Köpfen herum, etwas ähnliches für Tische zu machen.
„Wenn man ernsthaft und vor allem sinnhaft arbeitet, dann bleibt man meiner Meinung nach automatisch regional und nachhaltig. Unsere Tische werden allesamt in Deutschland und unter fairen Herstellungsbedingungen produziert.“
Kai Funke,
Produktentwicklung Möbel
Wie würdest Du Modulor Möbel in 3 Wörtern beschreiben?
Einfach, sinnvoll und … gut.
Lass uns mal über den Entwicklungsprozess sprechen. Von der groben Idee bis zum ersten Prototyp, was passiert da alles?
Christof hat ja mal gesagt, er würde diesen schöpferischen Entwicklungsprozess am liebsten aufdröseln, in Scheiben schneiden und daraus eine Logik entwickeln, die man auch für Nicht-Gestalter bereitstellen kann. Vielleicht geht das ja irgendwann in der Zukunft…
Ich kann das, wie vermutlich jede*r Kreative, gar nicht so genau beantworten. Oftmals weiß man rückblickend gar nicht, warum sich die Dinge so ergeben, wie sie sich ergeben haben. The mystery of beauty ist vielleicht eine treffende Beschreibung.
Beim Y-Gestell zum Beispiel hatte ich mir zunächst zwei Seitenteile ausgedacht, die zwar auch schon aus Quadratrohr bestanden, aber voneinander losgelöst an die Tischplatte geschraubt wurden. In diesem Entwurf war also die Tischplatte das verbindende Element. Ich fand das damals sehr gelungen, auch weil die beiden Böcke ziemlich preiswert waren. Das war mir auch schon immer wichtig. Natürlich kann man die edelsten und tollsten Sachen entwerfen, aber ich hatte immer schon mehr Bock auf bezahlbare Dinge.
Jedenfalls haben wir festgestellt, dass es sinnvoller ist, ein Gestell statt Böcken zu entwickeln, um die Platte konstruktiv vom Gestell zu trennen. So lassen sich alle möglichen Plattenmaterialien und Tischoberflächen einfach auf das Tischgestell legen. Daraufhin habe ich den Entwurf überarbeitet und eine Systemlogik entwickelt, die unser Lieferant in ganz ähnlicher Form schon im Sortiment hatte. Ich hatte also über etwas nachgedacht, das schon in ähnlicher Form produziert wurde. Interessanterweise habe ich länger diesen Entwurf mit unserem Lieferanten besprochen, bis es jemandem auffiel. Solche Zufälle kann man nicht steuern oder planen, man muss sie erzwingen.
Was sind für Dich die größten Herausforderungen beim Entwickeln von Möbeln? Warum schafft es ein Prototyp oder Muster dann auch mal nicht ins Sortiment?
Bei manchen Entwürfen kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich wundert, warum man lange Zeit so davon überzeugt war. Vielleicht war man hier und da auch zu selbstverliebt, glaubte zu sehr an die eigenen Ideen. Man sucht nach etwas Bestimmtem und plötzlich spürt man, dass das Produkt, so wie es jetzt ist, die Anforderung eigentlich gar nicht erfüllt. Es gibt natürlich auch Produkte, die einfach nicht sinnvoll umzusetzen sind. Andere wiederum lassen sich nicht nennenswert verkaufen.
Für mich ist immer der Austausch mit Menschen aus meinem Umfeld sehr wichtig. Menschen, die mir nahestehen und von denen ich Ehrlichkeit erwarte. Die Einschätzungen nehme ich ernst und lasse diese im Idealfall in den Entwurf miteinfließen. So sind in der Vergangenheit spannende Schnittmengen entstanden, die für ein Unternehmen wie Modulor sehr wertvoll sind. Und das ist dann wichtiger, als das dickköpfige Durchsetzen der eigenen Idee.
Beim Y-Gestell haben alle sofort gesagt „Das geht weg wie warme Semmeln“. Das war aber eher die Ausnahme. Für die ersten Muster der höhenverstellbaren Tische etwa, hatte Modulor viel Geld bezahlt. Die Geschäftsführung war alles andere als begeistert und wollte die Muster im Laden direkt wieder verkaufen. Ich habe darauf beharrt, dass wir uns das genauer anschauen und ein System daraus entwickeln sollten. Tische mit Motoren waren 2016 in Deutschland noch nicht wirklich etabliert. In Skandinavien hat damals schon der Großteil der Arbeitsnehmer an höhenverstellbaren Tischen gearbeitet, weil es dort einfach zum Arbeitsethos dazu gehört. Trotzdem blieb es bei der Prophezeiung, dass Modulor davon nicht einen einzigen Tisch verkaufen würde. Gekommen ist glücklicherweise anders.
Ein Prototyp des neuen M Regals – Coming in 2022!
Worauf schaust Du bei der Auswahl von Materialien?
Am Ende gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten um einfache, aber stabile Konstruktionen zu erzeugen. Eigentlich bleibt es immer bei Holz und Metall. Das sind die Materialien, die als Halbzeuge verfügbar sind und die sich mit klassischen Methoden relativ leicht zusammenfügen lassen.
Für mich muss die Auswahl des Materials vor allem sinnvoll sein. Holzbeine an einem Stahlgestell, darauf eine Multiplex-Tischplatte mit aufgeklebtem Top – etwa Linoleum oder HPL. Das sind für mich sinnvoll verbundene und geschichtete Materialien von hoher Qualität. Die am Ende – wieder nach Fischertechnik-Lego-Logik – eine systemische Konstruktion ergeben, mit ästhetischen Mehrwehrt.Sodass man beim Sehen und Anfassen denkt: das ist ein hochwertiger Tisch, der mir irgendwie gefällt. Ohne genau sagen zu können, warum das so ist. Und mehr soll es ja auch nicht sein.
Wir sagen ja immer, dass der Tisch ein Werkzeug fürs Leben ist. Das finde ich eigentlich am allerschönsten, wenn der Gestaltungsanspruch sekundär und nicht vordergründig ist.
Apropos Stahl, diesen nutzt Du recht häufig in Deinen Entwürfen. Was macht den Werkstoff für Dich so interessant?
Metalle haben für mich etwas Klassisches. Besonders der Stahlbau oder auch der nachhaltige Holzbau gelten in der Architektur als sehr anspruchsvoll, da immer Stabelemente bzw. Halbzeugen miteinander zu stabilen Konstruktionen verbunden werden. Im Idealfall entstehen dadurch sehr filigrane, manchmal mobile und ästhetisch sehr ansprechende Konstruktionen, die mit Beton oder anderen amorphen Baustoffen nicht realisierbar sind. Viele Möbelhersteller entwickeln auch eigene Aluminiumguss-Teile oder Kunststoffverbinder, die zwar eine größere Formenvielfalt ermöglichen, aber eben nicht so archaisch sind. Mir gefällt daher eine intelligente Lösung aus Stahlhalbzeugen immer besser, als aufwendig entwickelte Strangpressprofile oder eben Guss-Lösungen aus Aluminium.
Und vor allem auch angesichts der Umwelt-Verträglichkeit, ist Aluminium aus meiner Sicht die schlechtere Wahl, im Vergleich zu Stahl.
Wie wichtig sind dir Nachhaltigkeit und Regionalität bei der Materialwahl und Herstellung?
Wenn man ernsthaft und vor allem sinnhaft arbeitet, dann bleibt man meiner Meinung nach automatisch regional und nachhaltig. Unsere Tische werden allesamt in Deutschland und unter fairen Herstellungsbedingungen produziert. Die Tischplatten werden in Berlin und in Bayern hergestellt, die Gestelle in Sachsen-Anhalt. Sämtliche Hersteller kennen wir persönlich. Das ist für uns sehr wichtig und eigentlich auch selbstverständlich. Trotzdem fällt es uns schwer, plakativ damit zu werben, wie nachhaltig unsere Möbel sind, denn kennen wir die genauen Lieferketten unserer Vorlieferanten, was jede einzelne, noch so kleine Schraube angeht? Nein. Und das geht anderen Firmen natürlich genau so, nur wird hier aus meiner Sicht viel Greenwashing betrieben.
Für mich muss sich unser Handeln immer richtig anfühlen. Ich würde auch nichts machen, das aus meiner Sicht irgendwie unsinnig ist. Ein gutes Beispiel sind die Hubsäulen unserer höhenverstellbaren Tische. Die kommen bei uns aus Europa, aus Dänemark. Mittlerweile werden diese höhenverstellbaren Tische ja überall verkauft. Und um ganz ehrlich zu sein, oftmals für einen Bruchteil von dem, was man bei uns dafür zahlt. Aber Hubsäulen aus China? Das fühlt sich einfach nicht richtig an. Und ich denke nicht, dass wir damit anfangen sollten nur des Preises wegen.
Der Großteil unserer Serien ist konfigurierbar. Man kann sich seinen Wunsch-Tisch selbst zusammenstellen. Ist die Möglichkeit, Möbel individualisieren zu können, die Zukunft des Möbeldesigns?
Die Möbelbranche ist ja eine sehr klassische Branche, die schon immer über den stationären Handel verkauft hat, ein sogenanntes People Business. Um Möbel aber in der heutigen Zeit nennenswert online verkaufen zu können, ist es sinnvoll, moderne Technik zu nutzen. Individualisierung über einen Tisch- oder Regalkonfigurator zu ermöglichen, ist toll und bietet einen echten Mehrwert. Wir können Kund*innen damit eine entsprechende Hilfe anbieten, die über die klassische Beratung hinausgeht.
Aber müssen Möbel unbedingt konfigurierbar sein? Ich würde sagen Nein. In unserem Fall hat sich das total angeboten, weil wir diese Logik schon immer im Unternehmen hatten. Wir haben immer schon systemisch gedacht, Material kleingeschnitten und überlegt, wie man Flächen ausnutzen kann, um den Verschnitt möglichst klein zu halten. Das war vielleicht eine Art Blaupause für die Konfiguratoren. Modular Modulor eben.
Bleiben wir mal beim Konfigurator. Ist das für Dich als Designer Fluch oder Segen, wenn Konsument*innen ein Möbel, das ursprünglich in einer ganz bestimmten Ausführung, Ästhetik und Funktionalität konzipiert worden ist, völlig abwandeln können?
Natürlich, wenn man auf Nummer sicher gehen will, dass alle Leute die aus meiner Sicht schönste und sinnvollste Variante des Tisches bekommen, müsste man sich auf zwei oder drei Größen beschränken, diese durchgestalten und bis ins kleinste Detail definieren.
Ich finde es gerade spannend, wenn Leute die Möglichkeiten ausnutzen, die in dieser Konfigurator-Logik drinstecken. Dass sie den Tisch so zusammenstellen, wie sie ihn haben wollen. Und Dinge vielleicht auch so zurechtfriemeln, dass es mir nicht mehr gefällt. Das ist Teil eines Systems, dass in der Mitte echt gut funktioniert aber zu den Rändern immer unschärfer wird.
Selbst völlig individualisiert – mit abgerundeten Ecken, Kontrast-Umleimern, Schrägkante, oder mit orangenem Gestell – der Tisch bleibt ja eine Ansammlung von Materialität. Die Essenz bleibt erhalten.
Und so richtig absurde Tische habe ich auch noch nicht gesehen. Ich würde mal vermuten, dass die Leute, die bei uns kaufen, einfach ein ästhetisches Grundverständnis haben.
Stichwort Farben: Modulor Möbel sind recht farbenfroh. Farb-Fans kommen im Konfigurator auf jeden Fall auf ihre Kosten. Was für eine Rolle spielen Farben für Dich im Designprozess?
Für mich steht Buntheit schon immer für Modulor. Seitdem ich Modulor kenne. Unsere Tische haben diese Buntheit auch und ich denke, das ist auch ein Teil des Geheimnisses. Die meisten Möbelfirmen bieten dann doch eher gedeckte und klassische Farben an. Wenn Farben, dann nur eine kleine Auswahl und nicht dieser Strauß an möglichen Gestellfarben und Linoleumfarben, wie wir es machen.
Ich finde bei klaren Konturen wie den Stahlprofilen passt diese Farbigkeit auch sehr gut. Unsere Tische sind gestalterisch auf eine Art ja recht zurückhaltend gehalten. Ein Tischgestell in einer knalligen Farbe ist immer ein Eyecatcher, funktioniert aber auch in einem Ton in Ton Zimmer oder farblich sehr reduzierten Umfeld.
Welche Ansprüche stellst du an einen guten Tisch? Was muss er aus Deiner Sicht können?
Ganz banal, aber zuerst einmal braucht er eine ausreichende Stabilität. Ein guter Tisch muss aus meiner Sicht immer stabil und standhaft sein, egal in welcher Größe. Und natürlich ist auch die Ästhetik wichtig. Ein hochwertiger Tisch ist schließlich immer auch eine Investition. Da muss man schon mehr empfinden als “Ich brauch jetzt mal irgendeinen Tisch”.
Im besten Falle entsteht eine Beziehung zu dem Wunschtisch. Wenn man sich so intensiv damit beschäftigt und überlegt, wie man welches Detail haben möchte, dann macht das vielleicht den Unterschied aus. Selbst wenn es nur dieses virtuelle Erlebnis ist, dass man unterschiedliche Farben wählen, andere Ecken und Kanten ausprobieren und mit unterschiedlichen Tischbeinen herumspielen kann, und man sich am Ende doch für die Standardvariante entscheidet.
Welches bekannte Design, oder welches Möbelstück hättest Du gerne entworfen?
Den E2 hätte ich natürlich selbst gerne entworfen, also die Ikone, den Eiermann weiterentwickelt. Oder auch das USM Haller Regalsystem: Wenn man die Geschichte dazu kennt, wie Fritz Haller und Ulrich Schärer das in der Werkstatt entwickelt haben ganz ohne externen Auftrag, nur für die eigenen Büroräume. Ich denke, viele dieser „Klassiker“ und bestimmte ikonographische Produkte hätte wohl jeder Designer gerne selber entworfen. Es gibt viele Produkte, die extrem auf den Punkt gebracht sind.
Und etwas, das kein Möbelstück ist?
Vielleicht ein Gebäude? Oder das erste Auto? Auf jeden Fall hätte ich es total spannend gefunden, als erster Mensch fliegen zu können. Dinge wie den Flyer der Gebrüder Wright, aber auch die Entwicklung des ersten Hubschraubers von Arthur Young für die Firma Bell finde ich sehr beeindruckend. Mich fasziniert es total, wenn Menschen einer Idee folgen, dabei hartnäckig bleiben und sich so lange nicht davon abbringen lassen, bis sie eine Lösung gefunden haben.
Ich denke aber, dass viele Entwicklungen, die vielleicht noch Realität werden – wie die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität in allen Dimensionen – eher Weiterentwicklungen bzw. Adaptionen darstellen, die für mich nicht mehr diese archaische Kraft entfalten.
Neben Eigenprodukten gibt es bei Modulor auch Möbel von anderen Designern. Zum Beispiel das E2-Gestell oder Wagner Bürostühle. Wie erfolgt hier Auswahl? Was sind Deine Kriterien, um Produkte zu listen?
Bei den Kriterien gelten grundsätzlich die gleichen Maßstäbe wie bei unseren Eigenprodukten. Die Produkte müssen gestalterisch überzeugen und gleichzeitig das vorhandene Sortiment sinnvoll ergänzen. Natürlich muss auch die Lieferantenbeziehung stimmen. Und preislich muss es passen.
Diesen Bereich werden wir sicherlich auch noch weiter ausbauen. Gerade bei Sitzmöbeln und Stauraummöbeln wird einiges passieren. Aber auch bei Leuchten. Zuallererst aber bekommen wir jetzt Akustik-Lösungen. Das ist aber wieder eine Eigenproduktion.
Zum Schluss noch mal Hand aufs Herz: Was geht in Dir vor, wenn du ein Modulor Möbelstück zufällig, zum Beispiel im Café um die Ecke entdeckst?
Ich freue mich. Unsere Tische sind zumindest in Berlin ja wirklich schon weit verbreitet und bekannt. Und ich sehe das natürlich schon aus der Ferne, fast im Vorbeigehen, wenn das ein Tisch von uns ist. Ich freue mich einfach darüber, wenn ich etwas entworfen habe und ich diese Dinge dann an einem anderen Ort in einem anderen Kontext wieder entdecke. So muss es sein!