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Pinsel

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Informationen zu Pinseln

Ob Echthaar-, Borsten- oder Kunstfaserpinsel: es gibt einige wichtige Kriterien, die einen guten und langlebigen Pinsel ausmachen. Ob ein Pinsel seine Aufgabe - Malfarbe aufzunehmen, zu speichern und wieder abzugeben - befriedigend erfüllen kann, ist nicht nur abhängig von Art, Beschaffenheit und Herkunft der Haare und Borsten, sondern auch von deren Länge (außerhalb und innerhalb der Zwinge), der Art ihrer Fassung, der Qualität der (z.T. noch handwerklichen) Pinselfertigung und nicht zuletzt von der richtigen Pinselpflege.

Zwingen, Bindung und Verklebung

Um die Haare oder Borsten des Pinsels (auch Besatz oder Pinselkörper genannt) am Stiel zu befestigen, werden sie als Bündel in einer Metallhülse, der Zwinge, verklebt. Hochwertige Pinsel werden mit nahtlosen Metallhülsen aus gezogenem Messing- oder Aluminiumrohr gefertigt. Je nachdem, ob die Messinghülse vernickelt oder vergoldet wird, spricht man von „Silberzwingen“ oder „Goldzwingen“. Blech- oder Nickelzwingen mit Lötnaht, die für Pinsel einfacherer Qualität verwendet werden, können, wenn der Pinsel zu lange im Wasser steht, leicht platzen, denn durch die Lötnaht kann Wasser eindringen und den Stiel quellen lassen.

Die Haar- oder Borstenbündel werden sowohl in sich als auch in der Zwinge verklebt, bei hochwertigen Pinseln wird ausschließlich lösungsmittelbeständiger Klebstoff verwendet. Runde Haarpinsel von höherer Qualität werden zusätzlich zum Verkleben noch gebunden. Dazu werden die Haare in einer Messingbüchse vorgeformt, per Hand mit einem Faden gebunden und durch Drehen in die für den Pinsel typische Form gebracht. Niemals benutzt der Pinselmacher Schere oder Messer zum Formen.

Zum Schutz bei Transport und Lagerung werden die Haare, Borsten oder Kunstfasern des fertigen Pinsels mit einer Gummi arabicum Lösung geleimt. Dieses Bindemittel muss vor dem ersten Gebrauch mit lauwarmem Wasser ausgewaschen werden.

Stiellängen und Größenangaben

Für das Malen an der Staffelei empfehlen sich Pinsel mit langem Stiel, die eine größere Reichweite und einen größeren Abstand zum Malgrund ermöglichen. Pinsel mit kürzeren Stielen bieten sich an, wenn man z.B. beim Aquarellieren am Tisch sitzt und feine Details malt.

Die Größenangaben von Pinseln beziehen sich auf die Breite des Pinselkörpers am Zwingenrand. Eine Angabe wie z.B. „3/0“ bedeutet, dass die Pinselbreite dreimal kleiner ist als die Größe 0. Pinselbreiten und verwendete Haarmengen sind nicht genormt, das heißt, ein Pinsel mit der Größe 10 kann bei verschiedenen Anbietern unterschiedlich breit sein und mehr oder weniger Haare haben.

Elastizität, Farbaufnahme- und Farbabgabefähigkeit

Ein wichtiges Qualitätskriterium eines Pinsels ist die Elastizität, Spann- und Federkraft seines Pinselkörpers. Diese Eigenschaften werden maßgeblich von der Länge der Haare bzw. Borsten bestimmt. Je länger das verarbeitete Haar und je tiefer es in der Zwinge eingefasst ist, desto höher ist seine Spannkraft. Bei Herstellern, die auf hohe Qualität achten, gilt die Regel, dass das Pinselhaar unsichtbar in der Zwinge mindestens genauso lang ist wie es außerhalb sichtbar ist. Nur so behält der Pinselkörper lange seine Urform, ohne dass die Haare oder Borsten ermüden.

Auch die Farbaufnahme- und Speicherfähigkeit eines Pinselbesatzes ist umso besser, je länger die Haare sind und je mikrorauer ihre Oberflächenstruktur ist. Die Zwischenräume im Haarbündel wirken als Kapillarröhrchen, in denen die Farbe hochsteigt und so lange gespeichert wird, bis die Haare oder Borsten beim Malvorgang gebogen und die Kapillaren verengt werden. Dabei wird die Farbe aus den Kapillarröhrchen herausgedrückt und fließt aus. Die raue und schuppige Oberfläche von Naturhaaren und -borsten spielt bei der Farbabgabe eine wichtige Rolle, denn dadurch wird die Farbe besser zwischen den Haaren gehalten und erst nach und nach abgegeben. Hier liegt auch der Nachteil von Kunsthaaren, der besonders in der Aquarellmalerei zum Tragen kommt: Ihre glatte Oberfläche kann beim Malen die dünnflüssige Farbe weniger gut halten als die rauen Naturhaare. Die Farbe fließt schneller und unkontrollierter aus.

Besatzmaterial: Haare, Borsten, Kunstfasern

Biologisch gesehen besteht zwischen Haaren und Borsten kein Unterschied. Beide bestehen aus einem Markstrang, der von feinen Schuppen umschlossen ist. Im Allgemeinen werden nur die steifen Haare der Haus- und Wildschweine „Borsten“ genannt, in der Pinselfertigung gilt ein Haar ab einem Durchmesser von 0,2 mm als Borste. Naturborsten sind konisch gewachsen, sie sind an der Wurzel dicker als an der Spitze. Die Spitze der einzelnen Borste endet in einer sogenannten „Fahne“, d.h. sie teilt sich in mehrere dünne Enden. Die Fahne trägt erheblich dazu bei, Malfarben gleichmäßig und ohne Pinselfurchen auftragen zu können.

Auch Naturhaare sind konisch gewachsen, sie laufen aber nicht in einer „Fahne“ aus, sondern in einer mehr oder weniger feinen Spitze. Eine Besonderheit stellt das lange Haar aus dem Schweif des sibirischen Kolinsky Rotmarders dar. Dieses verjüngt sich nicht von der Wurzel zur Spitze, sondern besitzt eher einen „Bauch“ in der Mitte. Dieser „Bauch“ ist die Basis für die Kraft und Elastizität des Rotmarder Pinselhaares und muss tief in der Zwinge stecken, damit ein Kolinsky Pinsel seine einzigartige Qualität hervorbringen kann.

Unter dem Aspekt, dass Naturhaare von Jahr zu Jahr kostbarer werden, weil die Nachfrage das Angebot weit übersteigt, stellen synthetisch hergestellte Pinselhaare immer mehr eine ressourcenschonende und ökonomisch interessante Alternative dar. Kunstfasern können konisch zulaufend gespritzt werden, so dass sie wie Naturhaar eine nadelfeine Spitze erhalten. Sie besitzen eine hohe Stabilität und außerordentliche Federkraft, lassen sich leicht pflegen und sind preiswerter als Naturhaare. Auch wenn sie in ihrer Fähigkeit, viel Farbe aufzunehmen und gezielt abzugeben, nicht an Naturhaarpinsel herankommen, bewähren sich Kunstfaserpinsel besonders beim Malen mit Acrylfarbe und auf rauen Untergründen.

Pinsel mit Kolinsky Rotmarderhaar

Kolinsky Rotmarderhaar ist das malhandwerklich wertvollste und teuerste Haar für die Pinselfertigung. Es stammt vom Schweifhaar des sibirischen Rotmarders „mustela sibirica“ (großes sibirisches Feuerwiesel), der hauptsächlich in den Stromlandschaften der östlichen sibirischen Flüsse lebt. Für die Qualität ist ganz besonders entscheidend, dass das Haar vom Winterschweif des männlichen Tieres gewonnen wird. Dabei gilt: je nördlicher und kälter der Lebensraum, desto widerstandsfähiger und besser ist die Qualität der langen und extrem fein zulaufenden Haare. Gute Kolinsky Rotmarderhaare sind zwischen 30 und 55 mm lang und ein Marderschweif liefert nur zwischen 1 und 1,5 g brauchbare Haare, die nur für hochwertigste Aquarell- und Ölmalpinsel verarbeitet werden. Kolinsky Rotmarderhaare sind rotgolden, extrem elastisch und spannkräftig und bewahren im Pinsel auch im nassen Zustand ihre geschlossene Form.

Der Preis eines Kolinsky Pinsels hängt ab von der verwendeten Haarlänge, der Herkunft der Haare und seiner Verarbeitung. Bei einem Kolinsky-Pinsel der Spitzenqualität stecken die Haare lang in der Zwinge und sind zusätzlich zum Verkleben noch gebunden.

Feehaar-Pinsel

Feehaar wird das feine, weiche Schweifhaar des kanadischen und russischen Eichhörnchens genannt, das zwar nicht so widerstandsfähig und elastisch wie das Rotmarderhaar, dafür aber extrem speicherfähig ist. Daher wird es besonders in sogenannten Verwaschpinseln eingesetzt, die in der Lage sein müssen, viel Flüssigkeit aufzunehmen. Feehaar ist das feinste aller in der Pinselherstellung eingesetzten Naturhaare und wird bis zu 60 mm lang.

Zu den besten Qualitäten gehören blaues Fehhaar und das Kasaner Fehhaar. Blaues Fehhaar stammt von Eichhörnchen mit blau-schwarzem Fell, die in Sibirien, China oder der Mongolei leben. Das graumelierte Kasaner Fehhaar mit rotbraunen Spitzen ist benannt nach der russischen Stadt Kasan an der mittleren Wolga.

Dachshaar-Pinsel

Dachshaare gehören zu den teuersten und wertvollsten Haaren in der Pinselmacherei. Sie werden wegen ihrer sehr eigenen Elastizität und Festigkeit zwischen Borsten und Haaren angesiedelt. Die Haare sind leicht gewellt und besitzen die für den Dachs eigentümliche, besonders schöne Zeichnung. Der Dachs gehört zur Familie der Marder und ist in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens beheimatet. Für Pinsel wird nur das im Winter voll ausgebildete Haupthaar der Rücken- und Seitenpartien der Tiere verwendet. Das bis zu 120 mm lange Rückenhaar wird vor allem für hochwertige Rasierpinsel und für sogenannte Dachsvertreiber, breite Flachpinsel zum Maserieren, eingesetzt.

Ponyhaar-Pinsel

Die oft auch fälschlicherweise als „Kamelhaare“ bezeichneten Haare stammen vorrangig von chinesischen Ponys und werden zur Herstellung preisgünstiger Schulpinsel verwendet.

Naturborsten-Pinsel

Die hochwertigsten Borsten für die Pinselfertigung stammen von Schweinen aus China und Russland. Sie zeichnen sich durch ihre kräftige Struktur, sehr gute Elastizität und hohe Widerstandskraft aus. Die gute Qualität resultiert daraus, dass chinesische Schweine auch heute noch im Freien gehalten werden und dadurch besonders in den rauen Klimabedingungen des chinesischen Hochlandes ein sehr widerstandsfähiges und kräftiges Borstenkleid entwickeln. Für hochwertige Künstler-Ölmalpinsel werden die weißen und besonders kräftigen Chungkingborsten (benannt nach der gleichnamigen chinesischen Stadt) verwendet. Ihre Anwendung finden Borstenpinsel beim Malen mit pastosen Farben wie Acryl- und Ölfarben.

Pinselreinigung und –pflege

Damit ein Pinsel eine lange Lebensdauer hat, sollte man einige Grundsätze bei der Benutzung und Pflege beachten:

  • Pinsel dürfen niemals auf den Borsten oder Haaren stehen, sondern nur auf dem Stiel.
  • Keine Farbreste im Pinsel trocknen lassen. Beim Auswaschen muss man den Pinselkopf sorgfältig durchreiben, damit auch Pigmentrückstände am Zwingenrand gelöst werden. Verhärtete Farbreste führen dazu, dass sich die Haare oder Borsten wegspreizen oder brechen.
  • Wasserlösliche Farben lassen sich am besten unter fließendem Wasser reinigen und können dann ausgestreift und in ihre Urform gebracht werden. Naturhaarpinsel kann man beim Auswaschen gelegentlich mit einer rückfettenden Kernseife pflegen, um die Elastizität der Haare lange beizubehalten.
  • Acrylfarbe sollte immer mit Wasser ausgewaschen werden, solange die Farbe noch nass ist. An- oder eingetrocknete Farbe lässt sich nur noch mit speziellen Pinselreinigern lösen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Pinsel niemals lange im Lösungsmittel steht, da dieses den Klebstoff in der Zwinge angreift.
  • Ölfarbenreste streift man am besten erst mit einem Lappen vom Pinselkopf ab, bevor man diesen mit einer rückfettenden Kernseife und warmem Wasser oder einem Pinselreiniger auswäscht, bis die Flüssigkeit klar bleibt. Beim Auswaschen muss der Pinselkörper gut durchgerieben werden, damit sich auch die Pigmentrückstände am Zwingenrand lösen. Anschließend wird der Pinsel in einem weichen Lappen ausgestreift und in die Urform gebracht. Sehr schädlich für Naturhaare und Borsten ist ein längeres Stehen des Pinsels in z.B. Terpentinöl, denn dieses entfettet sehr stark, sodass Haare und Borsten spröde werden und brechen können.
  • Nach jedem Auswaschen und In-Form-Bringen muss der Pinsel gut durchtrocknen. Niemals darf ein Pinsel zum Trocknen auf die Heizung gelegt werden, da u.a. der Stiel schwinden könnte und dann der Pinselkopf wackelt.